Religionsvertreter beten in Berlin für Frieden

Glauben als wichtige Kraft

Vertreter verschiedener Religionen haben sich in Berlin zu einem multireligiösen Friedensgebet getroffen. Religionen können Konflikte und Krisen beschleunigen, aber auch entschärfen, meint die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs.

Luftballons mit Friedenstaube / © Caroline SeidSeidel-Dißmannel (dpa)
Luftballons mit Friedenstaube / © Caroline SeidSeidel-Dißmannel ( dpa )

Anlässlich des Weltfriedenstags der Vereinten Nationen haben sich hochrangige Vertreter verschiedener Religionen am Freitag in Berlin zu einem multireligiösen Gebetstreffen für den Frieden zusammengefunden. Neben den Geistlichen dreier christlicher Konfessionen nahmen ein jüdischer Rabbi, ein muslimischer Imam sowie Vertreterinnen der Bahai-Religion und des Buddhismus teil. Der Weltfriedenstag wird am 21. September begangen.

Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Augsburger Bischof Bertram Meier betonte, ihn bedrückten die "um sich greifenden Ideologien des Hasses in all ihren Ausprägungen". Sie träten die Menschenwürde mit Füßen, säten Zwietracht, verbreiteten Terror und töteten, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche in der Deutschen Bischofskonferenz. Gemeinsam wollten die Religionsvertreter die Stimme für einen gerechten Frieden erheben.

Die Hamburger evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs verwies auf die Verantwortung der Religionsgemeinschaften. Religionen trügen die Kraft in sich, Konflikte und Krisen zu beschleunigen, "aber auch entscheidend zu entschärfen". Weiter betonte die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, dass die Menschen in diesem Land zu Recht einen Friedensdienst der Religionen erwarten könnten.

Debatte um Mittelstreckenwaffen

Über die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland muss nach Ansicht der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs mehr diskutiert werden. "Wir brauchen eine breite friedens- und sicherheitspolitische Debatte, in der Argumente sorgsam abgewogen werden", erklärte die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag in Hannover.

Kirsten Fehrs / © Lars Berg (KNA)
Kirsten Fehrs / © Lars Berg ( KNA )

Anfang Juli hatten Deutschland und die USA angekündigt, erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Raketen in Deutschland zu stationieren, die bis nach Russland reichen. Mehrere Politiker und Experten hatten daraufhin kritisiert, dass der Entscheidung keine öffentliche Debatte vorausgegangen war. Fehrs äußerte sich anlässlich des Internationalen Friedenstags am Samstag.

Das Thema bewegt laut der Bischöfin viele Menschen und wird in den Landtagswahlkämpfen zum Thema gemacht. "Ich wünsche mir, dass wir den Mut aufbringen, solche wichtigen Entscheidungen öffentlich intensiver zu diskutieren, schon um zu verhindern, dass dieses Thema zum Gegenstand gezielter Desinformation und äußerer Beeinflussung wird."

"Putin ist nicht Gorbatschow"

Das Thema habe das Land schon einmal bewegt, so Fehrs in Anspielung auf den Kalten Krieg. Seither habe sich die Situation in Europa empfindlich verändert. "Es geht nicht um Atomraketen. Und so bitter es ist: Putin ist nicht Gorbatschow. Russland führt einen aggressiven und brutalen Krieg. Und doch: Wir müssen sehen, wie wir auf den Pfad zum Frieden zurückkehren, zumindest zu Verhandlungen."

Friedensethische und sicherheitsethische Überlegungen müssen nach Ansicht der Theologin engstens zusammengehen. "Eine Stationierung von Mittelstreckenraketen wäre aus friedensethischer Sicht nur dann verantwortbar, wenn sie zur Verhinderung von Gewalt und damit zur Friedensförderung beiträgt." 

Auch deshalb könne die Ankündigung einer solchen Stationierung nur triftig sein, wenn damit zugleich signalisiert werde, ernsthaft in Abrüstungs- oder Rüstungskontrollverhandlungen und so in eine neue Sicherheitsordnung einsteigen zu wollen. "Militärisches Engagement muss stets darauf gerichtet sein, den Weg zum Frieden zu bahnen."

Quelle:
KNA