Unter den Bombenangriffen auf Wohngebiete, Schulen und Krankenhäuser leide besonders die Zivilbevölkerung, die zur Flucht in andere Landesteile oder in die Nachbarstaaten gezwungen werde, hieß es.
Jährliches Treffen
Anlass des Appells war das diesjährige Treffen von Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Mitgliedern der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) in Frankfurt am Main. Sie würdigten die Solidarität mit Flüchtlingen aus der Ukraine.
"Durch die jüdischen Gemeinden geht eine Welle der Hilfsbereitschaft", sagte der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan (ORD). Er bat darum, dass dieses Engagement in den nächsten Monaten nicht nachlasse: Flüchtlinge dürften nicht allein gelassen werden. Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender der ARK, betonte: "Es geht nach mehr als drei Wochen des Blutvergießens nicht um das Erreichen von Positionen, sondern um ein Ende des Krieges."
Aus Sicht der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus kann Frieden nicht durch Waffen geschaffen werden.
"Allenfalls können sie zur Abschreckung von Aggressoren dienen, die sich nicht um Völkerrecht scheren und verbrecherische Angriffskriege anzetteln wollen. Oder sie dienen zur Selbstverteidigung als letztes Mittel in einem solchen Krieg." Man müsse sich fragen, wie künftig Kriege verhindert werden könnten.
"Dazu dürfen auch wir Kirchen mit unserer klaren Stimme für den Frieden nicht schweigen."
Niederlage der Humanität
Krieg sei immer eine Niederlage der Humanität, ergänzte der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr. "Wer ihn mutwillig auslöst, begeht ein Verbrechen vor Gott und den Menschen. Völlig unannehmbar sind daher alle Versuche, dem Krieg eine religiöse Legitimation zu geben."
Er hoffe weiterhin, dass der Patriarch von Moskau seinen Einfluss nutze, um die russische Regierung zur Beendigung des Krieges zu bewegen.
Entsetzt äußerten sich die Religionsvertreter zudem über jüngste Angriffe auf Menschen russischer Herkunft und auf russische Einrichtungen in Deutschland.
Seit 2006 treffen sich Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der EKD, der ARK und ORD einmal jährlich zu einem Meinungsaustausch, an dem auch das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit teilnimmt.