Religionsvertreter rufen zu Frieden in der Ukraine auf

Krieg ist immer eine Niederlage der Humanität

Vertreter der christlichen Kirchen und des Judentums haben zu Frieden in der Ukraine aufgerufen. Der Krieg richte sich gegen die Ukraine, treffe aber ganz Europa, so der Tenor der Religionsvertreter an diesem Montag in Frankfurt.

Ukraine, Charkiw: Blick auf beschädigte Fahrzeuge und Gebäude im Stadtzentrum / © Pavel Dorogoy (dpa)
Ukraine, Charkiw: Blick auf beschädigte Fahrzeuge und Gebäude im Stadtzentrum / © Pavel Dorogoy ( dpa )

Unter den Bombenangriffen auf Wohngebiete, Schulen und Krankenhäuser leide besonders die Zivilbevölkerung, die zur Flucht in andere Landesteile oder in die Nachbarstaaten gezwungen werde, hieß es.

Jährliches Treffen

Anlass des Appells war das diesjährige Treffen von Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz mit Mitgliedern der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) in Frankfurt am Main. Sie würdigten die Solidarität mit Flüchtlingen aus der Ukraine.

"Durch die jüdischen Gemeinden geht eine Welle der Hilfsbereitschaft", sagte der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan (ORD). Er bat darum, dass dieses Engagement in den nächsten Monaten nicht nachlasse: Flüchtlinge dürften nicht allein gelassen werden. Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender der ARK, betonte: "Es geht nach mehr als drei Wochen des Blutvergießens nicht um das Erreichen von Positionen, sondern um ein Ende des Krieges."

Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) / © René Arnold (KNA)
Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) / © René Arnold ( KNA )

Aus Sicht der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus kann Frieden nicht durch Waffen geschaffen werden.

Annette Kurschus / © Harald Oppitz (KNA)
Annette Kurschus / © Harald Oppitz ( KNA )

"Allenfalls können sie zur Abschreckung von Aggressoren dienen, die sich nicht um Völkerrecht scheren und verbrecherische Angriffskriege anzetteln wollen. Oder sie dienen zur Selbstverteidigung als letztes Mittel in einem solchen Krieg." Man müsse sich fragen, wie künftig Kriege verhindert werden könnten.

"Dazu dürfen auch wir Kirchen mit unserer klaren Stimme für den Frieden nicht schweigen."

Niederlage der Humanität

Krieg sei immer eine Niederlage der Humanität, ergänzte der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr. "Wer ihn mutwillig auslöst, begeht ein Verbrechen vor Gott und den Menschen. Völlig unannehmbar sind daher alle Versuche, dem Krieg eine religiöse Legitimation zu geben."

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Er hoffe weiterhin, dass der Patriarch von Moskau seinen Einfluss nutze, um die russische Regierung zur Beendigung des Krieges zu bewegen.

Entsetzt äußerten sich die Religionsvertreter zudem über jüngste Angriffe auf Menschen russischer Herkunft und auf russische Einrichtungen in Deutschland.

Seit 2006 treffen sich Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der EKD, der ARK und ORD einmal jährlich zu einem Meinungsaustausch, an dem auch das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit teilnimmt.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA