Lübecker Synagoge mit Festakt offiziell wiedereröffnet

"Restaurierte Carlebach-Synagoge ist ein echtes Schmuckstück"

Ein Jahr nach Abschluss der Sanierungsarbeiten ist die Lübecker Synagoge am Donnerstag mit einer Feier offiziell wiedereröffnet worden. "Die restaurierte Carlebach-Synagoge ist ein echtes Schmuckstück", befand Josef Schuster.

Autor/in:
Michael Althaus
Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool (dpa)
Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool ( dpa )

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland äußerte dies in seiner Festrede. Durch Bauwerke wie dieses und durch aktive Gemeinden werde jüdisches Leben sichtbar. "Wir brauchen diese Orte für die Gemeinden selbst, aber auch für Begegnungen mit der nicht-jüdischen Gesellschaft, so Schuster. Solche Begegnungen würden Unwissenheit, Ängste oder Vorurteile abbauen.

Umfassende Sanierung

Die Synagoge war sechs Jahre lang für rund 8,4 Millionen Euro umfassend saniert worden. Fußböden, Decken und Haustechnik wurden erneuert sowie Malereien im Gebetssaal freigelegt, der zudem eine neue Sakralausstattung erhielt. Die Kosten hatten der Bund, das Land Schleswig-Holstein und mehreren Stiftungen übernommen. An der Eröffnungsfeier nahmen auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der Kieler Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) teil. Sie sollte ursprünglich bereits im vergangenen Jahr stattfinden, wurde aber coronabedingt verschoben.

Schuster erinnerte an die zahlreichen antisemitischen Angriffe in Deutschland in den vergangenen Jahren. "Gerade hier in Lübeck ist allen Bürgern seit dem Brandanschlag auf die Synagoge im Jahr 1994 bewusst, wie gefährlich der Judenhass von Rechtsextremisten ist." Es stelle sich immer drängender die Frage, was gegen den wachsenden Antisemitismus getan werden könne.

Teil des nationalen Kulturerbes

Grütters würdigte die Carlebach-Synagoge als Erinnerungsort und als Teil des nationalen Kulturerbes. "Mit den weiterhin sichtbaren Spuren des nationalsozialistischen Zerstörungsfurors erinnert sie an Gewalt und Grausamkeit gegen Jüdinnen und Juden, an die systematische Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens und an die ihr zugrundeliegende menschenverachtende antisemitische Ideologie." Gleichzeitig zeige sie jüdisches Leben als "inspirierenden Teil deutscher Geschichte und Gegenwart." Das sei ein wichtiger Beitrag zur Antisemitismusprävention.

Laut Günther ist die renovierte Synagoge "eine Einladung an uns alle, unsere Herzen zu öffnen und füreinander da zu sein". Sie solle ein Ort sein, der Menschen zusammenführt und Hoffnung auf eine friedliche Zukunft macht. Diese Hoffnung sei angesichts eines erstarkten Rechtsradikalismus und Antisemitismus in Deutschland wichtiger denn je. "Jüdisches Leben darf nie wieder etwas sein, dass man verstecken muss."

Lübecker Synagoge

Die Lübecker Synagoge ist eine der wenigen in Deutschland, die in der NS-Zeit nicht zerstört wurden. Sie wurde 1880 eingeweiht und trägt heute den Namen des damaligen Rabbiners Salomon Carlebach (1845-1919). Bei den Novemberpogromen im Jahr 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten weitgehend verwüstet, jedoch nicht angezündet oder gesprengt. Die Synagoge musste an die Stadt verkauft werden, die sie unter anderem als Sporthalle benutzte. Sie ließ die Kuppel abreißen und die Fassade durch eine Backsteinfront ersetzen. Seit 1945 ist das Gotteshaus wieder im Besitz der jüdischen Gemeinde. 1994 war es Ziel eines Brandanschlags.

Die Jüdische Gemeinde Lübeck zählt derzeit nach Angaben der Stadt gut 600 Mitglieder. Sie ist demnach die größte ihrer Art in Schleswig-Holstein.


Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, kommt zum Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, kommt zum Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool ( dpa )

Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, spricht beim Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool (dpa)
Monika Grütters (CDU), Staatsministerin für Kultur und Medien, spricht beim Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool ( dpa )

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, beim Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool (dpa)
Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, beim Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge / © Christian Charisius/dpa/Pool ( dpa )
Quelle:
KNA
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