Malteser bewerten Papstreise in den Irak

Riskant aber gerechtfertigt

Der Irak-Besuch von Papst Franziskus kann nach Ansicht von Malteser International den Wiederaufbau des Landes auch mittelfristig fördern. Dieses Ziel rechtfertige die Reise trotz Pandemie, sagte der Generalsekretär der Organisation.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Iraqi Presidency (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Iraqi Presidency ( dpa )

Da im Nahen Osten die Führer von Clans und anderen Gruppen eine wesentlich größere Rolle spielten als im Westen, seien die Treffen des Papstes mit Priestern, Imamen und anderen Führungspersonen sehr bedeutsam gewesen, so Clemens Graf von Mirbach-Harff gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Es geht nicht mehr um Krieg

Als eine Botschaft des Papstbesuches, so von Mirbach-Harff, nehme man im Irak wahr: "Der höchste Chef der Christen kommt und setzt sich für alle Opfer ein; und es geht nicht mehr um Krieg." Malteser International unterstützt derzeit im Irak Wiederaufbau- und Rückkehrprogramme in der Ninive-Ebene. Von Mirbach-Harff war aus dem Anlass auch beim Papst-Gottesdienst in Erbil am Sonntag dabei.

Die Anliegen von Versöhnung und Wiederaufbau rechtfertigen nach Ansicht des Malteser-Generalsekretärs auch die Risiken des Papstbesuchs. "Aus rein epidemiologischer Sicht hätte die Reise nicht stattfinden dürfen", räumte er ein. Doch soweit er es habe beurteilen können, gab es aufgrund der Organisation vor Ort keinen Zwang zu Gedränge und besonders hoher Ansteckungsgefahr.

Im Stadion in Erbil hätten bei leichtem Wind auf den Rängen nur Familien zusammengesessen; die meisten hätten fast ständig Masken getragen und auf dem Rasen seien Sitzplätze weit genug auseinander gewesen. Menschentrauben hätten sich bei der Vorbeifahrt des Papstes nur kurzfristig gebildet - "und das war freiwillig".

Forderung nach Versöhnung nicht übertrieben

Die vom Kirchenoberhaupt geforderte Versöhnung hält von Mirbach-Harff für nicht überzogen: "Der Papst verlangt nicht mehr als Jesus Christus." Bei ihren Gesprächen in Karakosch und andernorts haben die Malteser-Vertreter nach eigener Aussage kein Wort des Hasses gehört.

"Der IS ist für Christen, Muslime, Jesiden ein gemeinsamer Feind; die Milizen haben jeden verfolgt, der sich nicht ihrer radikalen Linie anschloss."

Allein in Karakosch hätten die Milizen jedes Haus mit Sprengstoff angezündet. Das 30 Millionen Euro starke "Rückkehrer-Projekt" in der Ninive-Ebene ist laut von Mirbach-Harff aktuell das größte von Malteser International. Dabei werde in Kooperation mit örtlichen Partnern der Aufbau von Wohnhäusern, Gemeinde- und Sportzentren, Schulen und Werkstätten gefördert.


Papst Franziskus verneigt sich zum Abschied vor dem irakischen Präsidenten Saleh / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus verneigt sich zum Abschied vor dem irakischen Präsidenten Saleh / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )

Papst Franziskus im Irak (dpa)
Papst Franziskus im Irak / ( dpa )
Quelle:
KNA
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