Römische Kirche zeigt Botschaften aus dem Fegefeuer

Feuriger Handabdruck aus dem Jenseits

Eine filigrane Schönheit zwischen klotzigen Prunkbauten: Die kleine neugotische Kirche "vom Heiligsten Herzen Jesu von der Fürbitte" in Rom ist nicht nur wegen ihres Baustils besonders, sondern auch wegen ihres Museums.

Autor/in:
Elisabeth Hüffer
Die Kirche Chiesa del Sacro Cuore del Suffragio in Rom / © Elisabeth Hüffer (KNA)
Die Kirche Chiesa del Sacro Cuore del Suffragio in Rom / © Elisabeth Hüffer ( KNA )

Ein sonniger Herbstmorgen in Rom. Auf der Straße am Tiberufer stauen sich die Autos, waghalsige Motorradfahrer schlängeln sich durch die Blechlawine. Eine munter plaudernde Reisegruppe stoppt plötzlich auf dem schmalen Bürgersteig, die Menschen zücken ihre Kameras. Auf der anderen Seite der vierspurigen Straße steht ein für Rom außergewöhnliches Bauwerk: die kleine, weiße Kirche im neugotischen Stil "vom Heiligsten Herzen Jesu von der Fürbitte".

Darstellungen zum Thema Fegefeuer in der Kirche "Chiesa del Sacro Cuore del Suffragio in Rom / © Elisabeth Hüffer (KNA)
Darstellungen zum Thema Fegefeuer in der Kirche "Chiesa del Sacro Cuore del Suffragio in Rom / © Elisabeth Hüffer ( KNA )

Innen weicht nicht nur das grelle römische Licht einer schummrigen Beleuchtung, sondern auch der Autolärm andächtiger Stille. Seit 1917 steht die dreischiffige Basilika im Zentrum Roms. Mit ihren hochgotischen Formen ist sie ein Touristenmagnet, nur noch die Kirche "Santa Maria Sopra Minerva" am Pantheon ist ebenfalls in diesem Stil gebaut. Römer nennen sie darum auch den "kleinen Mailänder Dom".

Einzigartiges Museum

"Zu uns kommen viele Touristengruppen", erzählt der Pfarrer der Gemeinde, Fernando Cabral. Vor allem Chinesen, Brasilianer, Mexikaner, Amerikaner, Philippiner seien häufig da. Der 58-Jährige mit Brille und schwarzem, zur Seite gekämmten Haar ist seit gut einem Jahr in der Gemeinde. Er gehört zum Orden der Herz-Jesu-Missionare, die die an Allerheiligen 1917 eingeweihte Kirche betreuen.

Aber die Menschen besuchen die Kirche nicht nur wegen ihrer Architektur. Die "Chiesa del Sacro Cuore del Suffragio" beherbergt das einzigartige "Museum der Seelen im Fegefeuer". Nach katholischer Vorstellung werden im Fegefeuer die Seelen der Toten von ihren Sünden gereinigt, bevor sie in den Himmel aufgenommen werden. Die Lebenden können die Seelen dabei durch Gebete unterstützen.

Ablass

Der Ablass (lateinisch "indulgentia") ist ein Nachlass zeitlicher Bußstrafen für die Sünden, die man gebeichtet hat und die hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. Entstanden aus verschiedenen Elementen des spätantiken und frühmittelalterlichen Bußwesens, stellt er eine besondere Form des Umgangs mit dem Büßer dar, die nur die katholische Kirche kennt.

Ablasstruhe aus dem 16. Jahrhundert (KNA)
Ablasstruhe aus dem 16. Jahrhundert / ( KNA )

Hinweise auf Existenz des Fegefeuers

Mit der Lehre vom Fegefeuer entstand ab dem 12. Jahrhundert auch der Ablass für ebendieses Jenseits, also der Nachlass zeitlicher Bußstrafen für die Sünden, die bereits gebeichtet und vergeben wurden. Im Spätmittelalter wurde das Ablasswesen zu einer gesellschaftlich akzeptierten Form der Finanzierung etwa von Kirchen- und Klosterbauten: Gegen Zahlungen für bestimmte kirchliche Zwecke konnte die Zeit im Fegefeuer nach dem Tod verkürzt oder umgangen werden. Seit dem Konzil von Trient (1545-1563) ist die Verbindung von Geld und Ablass verboten.

In dem kleinen Museum in der römischen Kirche gibt es sie, die Hinweise auf die Existenz des Fegefeuers. In einem der zehn Bilderrahmen ist etwa der feurige Handabdruck einer belgischen Madame Leleux auf dem Hemdsärmel ihres Sohns Joseph zu sehen. 1789 soll die damals bereits tote Mutter ihrem Sohn nachts erschienen sein und besagten Abdruck hinterlassen haben.

Weltweite Suche nach Beweisen

Nach Rom gekommen ist der Hemdsärmel jedoch mehr als ein Jahrhundert später. Bei einem Brand der Vorgängerkapelle war der Altar verschont geblieben, in den Flammen soll dabei ein leidendes Gesicht zu sehen gewesen sein. Der damalige Pfarrer glaubte an ein Wunder und begann weltweit Dokumente und Beweise für Seelen im Fegefeuer zu suchen, die Grundlage für das heutige Museum.

"Tote können nicht zurückkommen, das ist klar", sagt der heutige Pfarrer Cabral. "Unser Museum ist ein Geheimnis. Niemand ist sicher, ob die Stücke echt sind. Man kann natürlich daran glauben, es aber nie wirklich wissen." Päpste hätten sich bislang auch nicht geäußert, ob es wirklich Botschaften aus dem Fegefeuer sein könnten, so der Ordensmann. Wichtig sei aber vor allem eines: für die Toten zu beten - denn "sie brauchen das".

Quelle:
KNA