Rostock baut Kolumbarium für 450 000 Euro - Bestatter "erschrocken" über hohen Mietpreis

Letzte Ruhe im Pyramidenhaus

Mecklenburg-Vorpommern bekommt sein erstes Kolumbarium. Auf einem denkmalgeschützten Friedhofsgelände in Rostock wird am Dienstag der Grundstein für ein Urnenhaus gelegt, das in Form und Größe bundesweit beispiellos ist - und nicht nur Befürworter hat.

Autor/in:
Katrin Schüler
 (DR)

Errichtet wird eine zwölf Meter hohe, steinerne Pyramide, die an den Innenwänden rund 130 Urnen aufnehmen kann. Die mit 240 Millionen Euro hoch verschuldete Stadt verteidigt ihre Investition von 450 000 Euro als zukunftsträchtig. Der Landesverband der Bestattungsunternehmen zeigt sich erschrocken über die hohen Mietpreise für Urnenplätze. Derweil soll es bereits erste Anfragen von Interessenten geben.

Der Neubau aus Betonfertigteilen, der mit anthrazitfarbenen Steinplatten verkleidet wird, überrage selbst die uralten Bäume im Friedhofspark, sagte Architektin Barbara Hass. Aber das sei so gewollt. Das Kolumbarium sei nicht nur ein Zweckbau, sondern ergänze auch Architektur und Landschaftsgestaltung des vor knapp 100 Jahren angelegten Neuen Friedhofes. "Es wird ein Monument, eine Kirche", dabei verbinde die Form der Pyramide Tradition mit Modernem, sagte Hass.

"Es gab schon mehrfach Anfragen"
Hohe Lichttore sollen den etwa 35 Quadratmeter großen Innenraum erhellen. Die Urnennischen werden hinterleuchtet und mit einer Glastür verschlossen sein, in die der Name des Verstorbenen eingraviert werden kann. "Es gab schon mehrfach Anfragen", sagte Claus Lang, in der Rostocker Stadtverwaltung für die drei städtischen Friedhöfe zuständig. Eine Warteliste habe man aber nicht anlegen wollen. Im September soll das Kolumbarium fertig sein, im Oktober kann es belegt werden. "Wir hoffen, dass es nicht gleich voll ist", freie Plätze solle es durchaus immer geben, sagte Lang.

Je nach Größe wird eine Urnennische in den Pyramidenwänden zwischen 3000 Euro und 3500 Euro kosten. Über diese Preise sei er ein "bisschen erschrocken", sagte Volker Arndt, Vorsitzender des Landesverbandes der Bestattungsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. "Im Vergleich zu Beerdigungen im Friedwald zum Beispiel sind das sehr hohe Kosten", sagte Arndt. Hinzu kämen außerdem noch die Entgelte der Bestattungsunternehmen.

Für die Zukunft gebaut
Arndt bestätigte aber auch, dass sich immer mehr Hinterbliebene für ihre Verstorbenen eine besondere Beerdigung wünschten. Angehörige ließen sich bei der Wahl der Bestattungsart zwar sehr von den Kosten leiten. "Die Nachfragen nach etwas Ausgefallenem werden aber häufiger", sagte Arndt, der selbst ein Tischlerei- und Bestattungsunternehmen in Sassnitz auf Rügen leitet. So wachse landesweit die Zahl der See-Bestattungen, auch das Interesse an Beerdigungen im Friedwald steige. In Rostock beispielsweise wurden nur zwei Jahre nach der Einrichtung von Grabstellen im Stadtwald bereits 74 Verstorbene dort beerdigt.

Auch Claus Lang hält das Kolumbariums deshalb für zeitgemäß und "für die Zukunft gebaut". In ihrem letzten Willen verfügten die Menschen oft, dass den Hinterbliebenen die Grabpflege erspart bleibe. Die Zahl der Gemeinschaftsgräber, der Beerdigungen auf See oder im Friedwald steige vor allem aus diesem Grund. Erdbestattungen oder auch Urnenreihengräber würden kaum noch gewünscht. Preiswerter als eine Beisetzung im Kolumbarium sind diese jedoch allemal: Ein normales Erdgrab kostet in Rostock 1005 Euro, ein Urnenreihengrab 250 Euro.

Die Beisetzung im Rostocker Pyramidenhaus ist für die Architektin Hass "geradezu eine Inszenierung". Hinterbliebene haben einen wunderbaren und sehr feierlichen Ort, um mit ihren Verstorbenen in Verbindung zu bleiben. Bestatter Arndt hat seine Zweifel, ob das Kolumbarium viele Nutzer haben wird. "Viele Leute wollen lieber in der Natur beerdigt, als in ein Steinhaus eingemauert werden."