Leben retten leicht gemacht. Mit dem Konzept sogenannter Pop-Up-Stores, übergangsweise genutzter Einkaufsläden, macht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Werbung für das Blutspenden. Damit lässt sich der Stadtbummel mit einer guten Tat verbinden. Auch im rheinland-pfälzischen Trier gibt es seit einigen Wochen dieses neue Angebot. An fünf Tagen der Woche können Passanten in der Trier-Galerie am pittoresken Kornmarkt in der Innenstadt auf einer der fünf Liegen mittels einer Blutspende Leben retten.
"Um möglichst viele Menschen zur Blutspende zu animieren, ist es wichtig, dort praktische Möglichkeiten zur Blutspende anzubieten, wo sich die Menschen aufhalten", sagt der kaufmännische Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes West, Holger Praßel, bei der Eröffnung.
Mitmachen können alle gesunden Erwachsenen mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm nach einem ärztlichen Check - natürlich auch direkt vor Ort im Pop-Up-Store.
Medizinisch bedingt dürfen Frauen bis zu viermal und Männer bis zu sechsmal im Jahr Blut spenden, wenn zwischen den einzelnen Terminen mindestens 56 Tage liegen. Nötig ist dafür nur ein Ausweisdokument – und Zeit.
Ein Schweizer Dorf in Trier
"Trier ist die erste Stadt in Rheinland-Pfalz, in der wir das Konzept umsetzen", berichtet Daniel Baiser vom DRK-Medienteam. Das habe gleich mehrere Gründe. Einerseits sei der vormalige Regierungsbezirk Trier die spenderstärkste Region mit etwa sechs Prozent der Einwohner zwischen Hunsrück und Eifel. Im Durchschnitt liege der Wert sonst eher bei zwei Prozent, in Metropolen noch darunter. Und andererseits fand im Jahr 1953 im sogenannten Schweizer Dorf, einer Hilfseinrichtung gegen die Nachkriegsnot auf dem Augustinerhof, nur wenige Hundert Meter vom Kornmarkt entfernt der landesweit erste Blutspende-Termin statt.
"Aktuell haben wir hier in der Region fast 40.000 Personen, die regelmäßig zur Blutspende kommen", sagt Baiser. Auch das neue Angebot komme an der Mosel gut an. Etwa 25 Erwachsene - Kinder und Jugendliche dürfen nicht spenden - kommen am Tag in den Pop-Up-Store und spenden in der von einer Agentur designten Ladenzeile jeweils 500 Milliliter Blut. "Mehr als ein Viertel unserer Gäste sind Erstspender", so Baiser erfreut. Gerade diese Menschen möchte das DRK im Shopping-Center erreichen.
Ohne den kontinuierlichen Einsatz derer, die durch Blutspenden das Gemeinwohl unterstützen, hätte das Gesundheitswesen ein Problem. Mit einer Blutspende kann nach Angaben des DRK-Blutspendedienstes West bis zu drei Patienten geholfen werden. Als Dankeschön gibt es Essenscoupons, die in der Gastronomie der Trier-Galerie eingelöst werden können. Zu gewinnen gibt es auch etwas – das aktuelle EM-Trikot der Fußballnationalmannschaft der Männer.
Täglich Tausende Blutspenden
Im gesamten Versorgungsgebiet bietet das DRK täglich Dutzende Blutspende-Möglichkeiten an, so steht es im Blutspende-Ratgeber "Was im Leben zählt". Täglich rund 3.000 Spenden seien notwendig. Der DRK-Dienst West versorgt mehr als 20 Millionen Menschen in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland und rund 25 Prozent aller Kliniken in Deutschland mit Blutpräparaten. Dafür braucht es kontinuierlich Freiwillige, die Blut spenden.
Das DRK reagiert mit seinen neuen Pop-Up-Stores auch auf den gesellschaftlichen Wandel, denn mit den Babyboomern gehe eine starke Spendergeneration auf das Rentenalter zu und werde altersbedingt selbst zu einer großen Empfängergruppe von Blutspenden. "Neben solchen Stores werben wir gezielt auf Facebook und Instagram fürs Mitmachen", betont Baiser. Auch die klassischen Aktionstage vor Ort bleiben wichtig.
Ehrenamt unverzichtbar für Aktionstage
Gebietsreferentin Carmen Badem sieht das Ehrenamt als unerlässlich für die Blutversorgung. "Wenn wir in der kleinen Stadt Schweich einen Aktionstag machen, dann kommen bis zu 500 Leute und dafür brauchen wir 40 Kräfte, die anpacken." Einige Tausend Helfer habe das DRK im Verband Trier-Saarburg, damit können die Angebote in Trier und den Nachbarorten stattfinden. "Besonders beliebt sind zum Beispiel die Termine an der Universität", sagt Badem, die neben diesen Terminen auch im neuen Pop-Up-Store mitwirkt.
Wie lange dieses Angebot in der Trierer Innenstadt bestehen bleibt, ist derzeit noch offen. Die Resonanz stimmt die Organisatoren bislang jedenfalls zuversichtlich.