Rückblick: Benedikt XVI. löst mit seinem Bayern-Besuch Papst-Begeisterung aus - Pontifex setzte 2006 wichtige Akzente

Euphorie in Gelb-Weiß

Volksmusikstars komponieren Lobeshymnen, bayerische Städte und Gemeinden ernennen Benedikt XVI. reihenweise zum Ehrenbürger, Verlage bringen ein Papst-Buch nach dem anderen heraus, der Strom deutscher Pilger zu den Audienzen in Rom reißt nicht ab. Eine solche Papst-Euphorie wie in diesem Jahr hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Ihren Höhepunkt erreichte die Welle der Begeisterung im September, als das Kirchenoberhaupt seine Heimat Bayern besuchte und Hunderttausende zu Gottesdiensten und auf die Straßen lockte.

 (DR)

Alles andere als gestresst
Egal ob München, Altötting, Marktl, Regensburg oder Freising: Wo auch immer der Papst während seines sechstägigen Bayern-Besuchs auftauchte, wurde er von jubelnden Menschenmengen mit Fähnchen in den Vatikanfarben Gelb-Weiß und „Benedetto"-Sprechchören empfangen. Benedikt XVI. ließ sich schnell von dieser fröhlichen Stimmung anstecken und wirkte trotz des dichten Besuchsprogramms alles andere als gestresst.

Immer wieder ließ der Papst Protokoll und Sicherheitsbedenken außer Acht und ging auf die Menschen an den Absperrungen zu. Er nahm sich viel Zeit, um Hände zu schütteln, Kinder zu segnen und mit Gläubigen ein paar Worte zu wechseln.

Und dann die Regensburg-Rede
Ausgerechnet die Vorlesung des Papstes an der Regensburger Universität - im Vorfeld als eine Art „Schmankerl" der Reise eingestuft - verursachte letztlich die größte Aufregung des gesamten Besuchs. Das Kirchenoberhaupt verwendete ein Mohammed-kritisches Zitat eines byzantinischen Kaisers, was in der islamischen Welt zum Teil heftige Proteste hervorrief.

Durch den Bayern-Besuch lernten die Gläubigen den Papst von einer neuen, ungewöhnlichen Seite kennen: als Menschen, der Freunde und lieb gewonnene Orte aufsucht, mit seinen früheren Nachbarn ein Schwätzchen hält, am Grab seiner Eltern betet. Der Pontifex sagte zum Abschluss des Besuchs, die Reise habe ihm „neue Kraft" gegeben.

Aus dem Schatten Johannes Paul II.
Kraft, die der mittlerweile 79-Jährige für seine Arbeit an der Spitze der Weltkirche braucht. 2006 war für Benedikt XVI. ein Jahr, in dem er aus dem Schatten seines Vorgängers Johannes Paul II. heraustrat. Seine erste Enzyklika „Deus Caritas Est" („Gott ist Liebe") wurde veröffentlich und stieß auf ein überwiegend positives Echo.

Nachdem Benedikt XVI. 2005 lediglich für den Weltjugendtag in Köln Italien verlassen hatte, folgten 2006 vier Auslandsreisen, darunter der viel beachtete Polen-Besuch mit seiner Ansprache im Konzentrationslager Auschwitz sowie die heikle Mission in der Türkei, bei der dem Pontifex ein Schritt zur Versöhnung mit dem Islam gelang.

Auch 2007 wird der Papst wieder im Blickpunkt stehen
So soll im Frühjahr der erste Band seines neuen Buchs „Jesus von Nazareth" erscheinen. Große Aufmerksamkeit ist Benedikt XVI. auch Mitte April sicher, wenn er seinen 80. Geburtstag feiert.

Dann wird zweifelsohne einmal mehr auch Joseph Ratzingers oberbayerischer Geburtsort Marktl am Inn Kopf stehen. Pünktlich zum Geburtstag soll das frisch sanierte Geburtshaus als Museum eröffnet werden - neben der Pfarrkirche mit dem Taufbecken des Papstes sicher ein weiterer Publikumsmagnet. Die geschäftstüchtigen Marktler Händler, die 2006 durch neue Kreationen wie die „Süße Mitra" aus Buttermürbteig von sich Reden machten, haben bereits durchblicken lassen, dass sie sich zum 80. Geburtstag „ihres Papstes" wieder etwas Neues einfallen lassen wollen.