Diskussion um "Weihnachtskarte" der Integrationsbeauftragten

Rücksicht oder das falsche Signal?

Eigentlich fehlt auf der Karte der Integrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz nur ein Wort: "Weihnachten". Doch genau das vermissen einige. Kritik kommt auch aus den eigenen politischen Reihen. Die Rede ist von einem "falschen Signal".

 (DR)

Fröhliche Weihnachten allen in Deutschland! Ihre Annette Widmann-Mauz @BILD pic.twitter.com/DkYfD7JNot

— A.Widmann-Mauz (@AWidmannMauz) 18. Dezember 2018

DOMRADIO.DE: "Egal woran Sie glauben... wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr", heißt es auf der Karte der CDU-Politikerin und Integrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz, die Staatsministerin bei Kanzlerin Angela Merkel ist. Darf man im Jahr 2018 nicht mehr Weihnachten wünschen?

Marc Henrichmann (CDU-Bundestagsabgeordneter und Innenexperte): Ich finde es sogar gut, wenn Weihnachten gewünscht wird. Wir haben eine besinnliche Vorweihnachtszeit und insofern finde ich auch, dass man frohe Weihnachten wünschen darf und sollte.

DOMRADIO.DE: Die Idee dahinter ist eine andere. Widmann-Mauz ist Integrationsbeauftragte, die sich auch um Muslime, um Juden, um Atheisten und um Andersgläubige im Land kümmert. In dem Sinne könnte man auch behaupten, dass es ein bisschen gefühllos sei, wenn man ihnen Weihnachten wünscht. Also ist es nicht Rücksichtnahme, die Sie damit ausdrücken will?

Henrichmann: Rücksichtnahme ist das, glaube ich, nicht. Der Gedanken wird sein, dass das Christentum oder Weihnachten andere ausgrenzt. Aber das sehe ich anders. Weihnachten ist keine Veranstaltung, wo alle anderen ausgeschlossen werden. Im Gegenteil. Wir freuen uns als Christen, wenn andere daran teilhaben. Ich glaube, nur wer selbstbewusst zu seinen Werten steht, den kann man auch integrieren. Deswegen ist mir das so wichtig.

DOMRADIO.DE: Kann man denn seine christlichen Werte nicht auch ausdrücken, wenn man anderen eine frohe Zeit wünscht? Muss man unbedingt das Wort "Weihnachten" verwenden?

Henrichmann: Dann stellt sich die Frage, warum ich die Karte schreiben muss. Ich glaube, es wirkt nach außen so, als würden wir uns sozusagen für unsere Grundwerte und christliche Überzeugungen schämen. Das finde ich schade. Ahmad Mansour als führender Vertreter der Muslime sagt auch, dass er es als Muslim auch schade findet, dass es uns Christen schwer fällt, zu sagen, dass wir Christen sind, dass wir uns auf Weihnachten freuen und dass wir eben auch eine frohe Weihnacht wünschen.

DOMRADIO.DE: In anderen Ländern wird das aber auch schon anders gehandhabt. In den USA zum Beispiel wünscht man sich zum Ende des Jahres frohe Feiertage, da man nicht genau weiß, welcher Religion mein Gegenüber angehört. Ist das nicht auch ein legitimes Argument?

Henrichmann: Nein, das glaube ich nicht. Noch einmal: Warum schreibe ich so eine Karte? Es ist der Eindruck, der mich stört. Jeder soll doch wünschen, was er will. Da will ich auch niemanden zwangsbeglücken. Aber ich finde es einfach schwierig, wenn man damit das Signal erzeugt, dass man sozusagen durch Abschwächen seiner eigenen Überzeugung aufnahmewilliger, integrationswilliger sei. Die Kanzlerin selber hat mal den Spruch geprägt: "Wir sollten viel weniger auf andere schielen und vielmehr selber zu unseren eigenen Grundüberzeugungen stehen." Ich glaube, das macht es doch aus. Ich finde, jeder sollte zu seinen Werten stehen. Es ist natürlich wichtig, dass miteinander gesprochen wird. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Denn erst gemeinsam kann man das Beste aus der Vielfalt machen.

DOMRADIO.DE: Also zu viel Rücksichtnahme, zu viel Toleranz an der Stelle?

Henrichmann: Ja, ich finde es zumindest problematisch. Wir sind ein christlich geprägtes Land und ich finde, da sollten wir auch zu stehen. Diese Debatte wird an anderen Stellen auch weiter gehen. Wir kennen das zum Teil schon etwa von der Diskussion, ob der Sankt-Martins-Umzug noch so heißen darf. Das ist eine schwierige Thematik. Ich glaube, man muss sich seiner Wurzeln bewusst sein, um vielleicht auch Veränderungen im positiven Sinne bewirken zu können. Aber wenn jeder seine Grundüberzeugungen ad acta legt, dann geht es in einer Gesellschaft auch nicht im positiven Sinne weiter.

DOMRADIO.DE: Was schreiben Sie auf Ihre Weihnachtskarten?

Henrichmann: Frohe Weihnachten.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Marc Henrichmann (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages / © Christoph Soeder (dpa)
Marc Henrichmann (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages / © Christoph Soeder ( dpa )
Quelle:
DR