Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck befürchtet mehr Spannungen in den Familien wegen der Corona-Krise. Eltern, die sich in Heimarbeit zusätzlich um ihre Kinder kümmern müssten, stünden vor einer anspruchsvollen Zeit, die unbestimmt lang sei, sagte Overbeck der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in Essen. Er verwies auf die Beratungsangebote von Telefonseelsorge, Caritas und Gemeinden, die weiterhin per Telefon oder Internet erreichbar seien.
Corona-Krise geht an die Substanz
Angesichts der Dramatik der Krise wünsche er sich noch mehr Engagement für Alte und Hilfsbedürftige. Der Ruhrbischof schätzt die Corona-Pandemie gefährlicher ein als die Finanzkrise von 2008. "Jetzt ist auch die körperliche Integrität, der Geist und die Seele sowie der gesellschaftliche Zusammenhalt in Gefahr", sagte er. Einige alte Menschen fühlten sich an den Zweiten Weltkrieg erinnert, während die Jüngeren erst jetzt merkten, wie ernst die Bedrohung sei.
Kirche stößt an Grenzen
In der Essener Innenstadt werde es nun stiller. "Es ist so, als fiele das Leben in sich zusammen." Die Kirche könne derzeit Wichtiges nicht mehr in gewohnter Weise tun, etwa Sterbende begleiten, sich um Trauernde kümmern sowie Kinder und Alte betreuen, erklärte Overbeck. "Die Kirche gerät an ihre Grenze." Andererseits entwickelten derzeit viele Seelsorger und Ehrenamtliche kreative Lösungen.
Der Bischof warnte vor biblischen Vergleichen. Die "rechte Front der Gläubigen" behaupte, dass Gott die Menschen mit der Corona-Pandemie für ihre Lebensweise strafe. "Das ist zynisch, das geht gar nicht" stellte Overbeck klar.