Die Wolken hängen an diesem Samstagmorgen tief. Es ist windig und frisch. Die Planen der Zelte wehen im Wind, die Leinen sind fest gespannt. Doch von drohendem Regen und Wind lassen sich die 2560 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus 11 Bezirken und rund 100 Stämmen nicht abhalten. Sie haben ihre Zelte – auch genannt Jurte - im Kölner Jugendpark aufgebaut. Ausgebreitet haben sie sich mit den Nomaden-ähnlichen Zelten auf dem 4 Kilometer langen Park am Rheinufer. Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) organisiert in diesem Jahr mal wieder das "Jamb de Cologne".
Gemeinschaft erleben
Die Zelte werden in den kommenden fünf Tagen Rückzugs- und Aufenthaltsort sein. "Das sind Schlafzelt und Versammlungszelt in einem", erklärt Dominik Schultheis der verantwortliche Seelsorger des Pfandfinderlagers. "Das Zelt bringt zum Ausdruck, was Pfadfinderei bedeutet: Abenteuer, Gemeinschaft und gemeinsam schlafen." Dominik Schultheis beobachtet selber, wie dort auch kirchliche Werte vermittelt werden. "Dort lernen die Jugendlichen und Kinder, dass sie nach ihren Möglichkeiten in einer Gemeinschaft – ob in der Kirche oder der Gesellschaft – etwas beitragen können." Das sei eine tolle Erfahrung, so Schultheis.
Aber nicht nur: Um einen gesellschaftlichen Wert – nämlich die "Freiheit" drehen sich die Tage in Köln. Das beginnt mit der Freiheit, dass die Jugend von Zuhause weg geht und zieht sich als roter Faden durch das gesamte Programm durch. Was bedeutet Freiheit? Was braucht ein Staat um frei zu sein? "Wir leben als Europäer in einem freien Land. Da vergisst man im Alltag manchmal, was das für ein Geschenk ist", sagt Schultheis. Gemeinsam wollten sie in Gesprächen und spielerisch über diesen Wert in Europa neu nachdenken. "Dass das nicht selbstverständlich ist, sieht man gerade an den Flüchtlingen, die ihre Länder verlassen, um frei zu sein." Beim Kochen mit Lager-Gästen aus Syrien, den Philippinen und der Türkei können die Kinder sich mit ihnen über ihre Freiheit unterhalten.
Kölner Erzbischof ist Schirmherr
Schirmherr Erzbischof Rainer Kardinal Woelki gibt ihnen für die Tage mit auf den Weg: "Immer wieder gilt es zu bedenken. Eine eigene Freiheit findet dort ihre Grenze, wo sie die Freiheiten andere berührt. Ihr werdet das bestimmt erleben, wenn die einen schon schlafen, die anderen noch erzählen oder Musik hören wollen", sagt er in einer Video-Botschaft an die Jugend. Er findet es gut, dass die Jugendlichen sich der Herausforderung des Großzeltlagers und der Freiheits-Findung stellen.
Schultheis glaubt, dass nach den fünf Tagen die Kinder und Jugendlichen beschenkt und gestärkt zurück in ihre kleinen Pfadfindergruppen zurück gehen.