Rupert Neudeck lädt zu interreligiöser Friedenswallfahrt ein

"Wir alle haben den Traum von Frieden"

In Kevelaer findet Ende August die erste interreligiöse Wallfahrt statt. Im Fokus steht dabei der Wunsch nach Frieden, wie Mitinitiator Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur und der Grünhelme, domradio.de erklärte.

Rupert Neudeck (dpa)
Rupert Neudeck / ( dpa )

Am 28. August 2015 findet in Kevelaer die erste interreligiöse Friedenswallfahrt statt. An diesem Tag des Jahres 1963 hielt amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King seine historische Rede mit dem weltbekannten Ausspruch: „I have a dream…“ Unter diesem Leitwort steht die Wallfahrt.

domradio.de: Welchen Traum hatten Sie denn, als Sie die interreligiöse Wallfahrt vorgeschlagen haben?

Rupert Neudeck: Wir haben alle den Traum vom Frieden, der ausbrechen möchte. Alle Menschen guten Willens und alle Religionen haben diesen Traum. Wir sind immer hart am Rande der Verzweiflung, weil wir jeden Abend in den Nachrichten hören, dass es in der Welt Krieg und Attentate gibt und Menschen, die vor Anschlägen fliehen. Wir wollen ein enthusiastisches Unternehmen an einem katholischen Wallfahrtsort beginnen, was aber andere Religionen nicht daran hindert, mit uns zu beten, zu singen und zu feiern. Alle beten, singen, hoffen und reden über den Frieden.

domradio.de: Pilgern dann Angehörige unterschiedlicher Religionen zusammen nach Kevelaer und alle zünden eine Kerze an - oder wie wird das ablaufen?

Rupert Neudeck: Ja, so ähnlich wird es ablaufen. Wir wollen das auch nicht großartig organisieren. Vieles soll der eigenen individuellen Gestaltung und den Gefühlen überlassen bleiben. Wir wollen wenig reglementieren. Wir kommen aus verschiedenen Richtungen und jeder hat das Recht, so zu kommen, wie er will. Das heißt, man kann mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß zu uns kommen. Vor Ort wollen wir dann nacheinander und schließlich auch zusammen unsere Fürbitten, unsere Gedanken, unseren Willen und unsere Intentionen, dass wir miteinander Frieden haben sollten, dadurch dokumentieren, dass wir uns an diesem Tag in Kevelaer die Hand geben. Alle Religionen werden dadurch vereint und den einzigen Gott, der uns der gleiche ist, um Frieden bitten. Wir wollen das Versprechen ablegen, dass wir für die Verwirklichung dieses Traumes alles machen, was in unserer Macht steht. 

domradio.de: Wissen Sie schon, aus welchen Religionen da Leute mitmachen werden?

Rupert Neudeck: Ja, wir haben ganz sicher die drei großen abrahamitischen Religionen, die sich untereinander gut verstehen, wenn sie sich auf ihren Stifter und ihre heiligen Schriften besinnen, vertreten. Das sind die Juden, Christen und Muslime. Wir werden auch Hindus dabei haben, die aus Indien und Sri Lanka kommen. Es sind auch Jesiden und Aleviten eingeladen. Und natürlich ohnehin alle Menschen guten Willens. Wir wollen das nicht beschränken. Es gibt nur eine Menschheit und sie bedarf des Friedens wie jemand, der am verdursten ist. 

domradio.de: Sie wollen am Ende eine Friedensresolution sprechen. Wissen Sie schon, was da drin stehen wird?

Rupert Neudeck: Das wird in den letzten Tagen noch erarbeitet. Auch das wird ein Ergebnis dessen sein, was wir zusammen überlegen. Wir alle wissen, dass die Religionen, wenn wir unseren Glauben ernst nehmen, an erster und letzter Stelle die Barmherzigkeit stellen und nicht die Gewalt gegeneinander. Am Ende des Tages soll die Botschaft stehen, dass wir gemeinsam etwas tun wollen. Und wir besinnen uns an diesem Tag natürlich besonders auf Martin Luther King, der diese bis heute unübertroffene Rede gehalten hat, die wir im Original auch einblenden werden. Diese Rede drückt aus, dass wir alle diese Sehnsucht, den Traum nach Frieden haben. 

domradio.de: Wir leben ja in alles andere als friedlichen Zeiten - Stichwort IS-Terror. Bekommt da so eine interreligiöse Wallfahrt auch eine politische Aussage? 

Rupert Neudeck: Ich habe niemals begriffen, wie man den christlichen, jüdischen oder muslimischen Glauben außerhalb von Politik überhaupt verstehen kann. Politik ist die Gestaltung unseres täglichen Lebens und die wollen wir doch mit gestalten. Deshalb sind solche Vorbilder und Propheten wie Pater Delp, Dietrich Bonhoeffer oder Martin Luther King unsere besten Politiker im eigentlichen Sinne des Wortes gewesen. Wir wollen das natürlich sehr politisch meinen, was wir denken.

domradio.de: Was muss jemand tun, der an diesem Tag mitmachen möchte?

Rupert Neudeck: Vorbereiten muss man so gut wie gar nichts. Man kann einfach dazu kommen oder sich einer Gruppe anschließen. Wir haben verschiedene Punkte, an denen Gruppen von Wallfahrern losgehen. Das kann man alles im Vorfeld im Internet und über Facebook erfahren.

domradio.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Hilde Regeniter


Quelle:
DR