Die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche veröffentlichte ein Dokument, mit dem der von Moskau eingesetzte Gouverneur Jewhen Balyzkyj der Kirche, dem Sozialverband Caritas sowie den ebenfalls katholischen Kolumbusrittern jede Tätigkeit in der Region verbietet.
Balyzkyj begründete dies unter anderem damit, dass in religiösen Gebäuden Sprengstoff und Schusswaffen gelagert worden seien.
Die Kirchenleitung in Kiew hat nach eigener Aussage erst jetzt von der zweiseitigen Anordnung erfahren, obwohl sie schon knapp ein Jahr alt sei.
Zwei griechisch-katholische Geistliche in russischer Gefangenschaft
Die ukrainische griechisch-katholische Kirche forderte internationale Organisationen auf, alles zu tun, um die Religionsfreiheit in den von Russland annektierten ukrainischen Gebieten sicherzustellen.
Sie verwies darauf, dass die Besatzungsbehörden in der Region Saporischschja im November 2022 zwei griechisch-katholische Geistliche verhafteten.
Sie befänden sich bis heute in russischer Gefangenschaft. Andere Priester seien vertrieben worden. Etwa zehn Prozent der Ukrainer bezeichnen sich als Mitglieder dieser Kirche.
Russland missachtet die Religionsfreiheit massiv
Regina Elsner vom Ökumenischen Institut der Universität Münster betonte gegenüber "BR24", dass die Nachricht sie nicht überrasche, aber dennoch besorgniserregend sei.
Russland missachte sowohl in Russland als auch in den besetzten ukrainischen Gebieten die Religionsfreiheit, wie auch alle anderen Menschenrechte massiv.
Schon seit 2014 hätten Religionsgemeinschaften, die nicht zur russisch-orthodoxen Kirche unter dem Moskauer Patriarchen Kyrill gehörten, unter Repressionen und Verboten zu leiden, so Elsner.
Griechisch-katholische Kirche als Einfallstor westlicher Einflüsse?
Mit dem Überfall auf die Ukraine vor knapp zwei Jahren habe sich die Lage noch einmal deutlich zugespitzt.
So habe es seitdem "mehrere Entführungen und offene Gewalt sowie einige willkürliche Gerichtsprozesse gegen Geistliche und Gläubige anderer Religionsgemeinschaften, vor allem der muslimischen Krim-Tataren und freikirchliche Gemeinschaften" gegeben.
Die griechisch-katholische Kirche habe schon zu sowjetischen Zeit als Einfallstor westlicher Einflüsse gegolten und sei Russland dementsprechend bereits seit vielen Jahrzehnten "ein Dorn im Auge".