Russischer Vertreter sorgt für Eklat bei ÖRK-Vollversammlung

Streit um Krieg beim Ökumenetreffen

Bei der Weltkirchenrats-Vollversammlung hat sich erstmals ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche öffentlich zu Wort gemeldet. Er warf den anwesenden Delegierten vor, Russland bewusst misszuverstehen.

11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) / © Uli Deck (dpa)
11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) / © Uli Deck ( dpa )

Der diskutierte Entwurf für eine Resolution des ÖRK zum Ukraine-Krieg sei zwar "besser als erwartet", aber dennoch ein Beispiel für den "Informationskrieg" des Westens, der wesentliche Fakten nicht benenne, sagte Philaret Bulekov von der russisch-orthodoxen Kirche. Die Kirchen des ÖRK versuchten nicht wirklich zu verstehen, was die wahren Ursachen des Konflikts seien.

Erneut griff der Mitarbeiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an. Dieser habe bei der ÖRK-Vollversammlungseröffnung einseitig gesprochen und habe seine eigene politische Mitverantwortung für die Situation in der Ukraine verschwiegen, so der Vorwurf von Bulekov.

Doppeldeutige Symbolik - rote Karte für Russland / © Uli Deck (dpa)
Doppeldeutige Symbolik - rote Karte für Russland / © Uli Deck ( dpa )

Den in Karlsruhe versammelten Kirchen warf der russisch-orthdooxe Delegierte vor, nicht für Frieden aktiv zu werden. "Sie schauen schweigend der Politik in ihren Heimatstaaten zu, die nur von einem militärischen Sieg sprechen."

Dagegen riefen zwei ukrainische ÖRK-Vollversammlungsteilnehmer die russischen Delegierten auf, sich vom Krieg zu distanzieren. Das Leid der Ukrainer sei unermesslich, sagte Roman Sigov von der eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Es sei unerträglich, wenn der ÖRK nicht die "Wahrheit" benenne und die Aggressoren des Kriegs in seiner Heimat verurteilten. Oleksandra Kovalenko, ebenfalls Mitglied der OKU-Delegation, forderte, die ÖRK-Versammlung müsse die russisch-orthodoxen Delegierten zu einer Verurteilung des Krieges auffordern.

Weltkirchenrat verurteilt russischen Angriffskrieg gegen Ukraine

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat den russischen Krieg in der Ukraine in klaren Worten verurteilt. Der "illegale" und "ungerechtfertigte" Krieg müsse sofort beendet werden, die russischen Truppen müssten sich zurückziehen, heißt es in einer am Donnerstag zum Abschluss der ÖRK-Vollversammlung verabschiedeten Resolution. Der Weltkirchenrat beklagt das Leiden und Sterben sowie die Vertreibung der Zivilbevölkerung. Und benennt die globalen Folgen der Konfrontation mit Russland, darunter beispielsweise die steigenden Lebensmittelpreise, die vor allem arme Gesellschaften hart treffen.

Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann (KNA)
Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann ( KNA )
Quelle:
KNA