Die Algorhytmen der Sozialen Netzwerke spülten immer öfter Hassbotschaften nach vorn, sagte Heinrich Bedford-Strohm am Mittwochabend. "Bei allen parteipolitischen Auseinandersetzungen immer wieder die Sachebene ins Zentrum zu rücken und die eigenen Positionierungen offen zu halten für einen ergebnisoffenen Diskurs, sollte deswegen das Anliegen aller politisch Agierenden sein."
Generell sprach sich der bayerische Landesbischof für eine verantwortliche Gestaltung der Digitalisierung aus. Derzeit erlebe man ein "Fehlen von ethischen und gesetzlichen Regeln, die Orientierung für den verantwortlichen Umgang mit den neuen Technologien geben", sagte Bedford-Strohm.
Die Digitalisierung habe mit einer unfassbaren Geschwindigkeit das Leben der Menschen und die Kommunikationskultur verändert. "Deswegen ist es so wichtig, dass wir eine öffentliche Diskussion um die Ethik der Digitalisierung führen, die uns helfen kann, diese Anomie zu überwinden."
Rhythmus von Arbeit und Ruhe digital
Bedford-Strohm sprach sich für ein Einhalten des Sonntagsgebots auch in der digitalen Welt aus. "Wir brauchen den heilsamen Rhythmus von Arbeit und Ruhe", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. "Wie aktuell das in Zeiten des Homeoffice und der für viele Menschen immer mehr zunehmenden Mail- und Zoomkorrespondenz ist, liegt auf der Hand."
Zwar helfe die Flexibilität im digitalen Arbeiten, Familienleben und Freizeitverhalten besser in Einklang zu bringen. Der Preis aber sei die allzeitliche und allörtliche Erreichbarkeit. "Diese permanente Erreichbarkeit und die Smartphones, die immer und überall mit dabei sind, machen auf Dauer krank", sagte Bedford-Strohm. "Es braucht klare Offline-Regelungen, die genügend Zeit für Ruhe geben."
Der jährliche Johannisempfang der EKD fand in diesem Jahr zum ersten Mal ausschließlich digital statt. Der Bevollmächtigte der EKD in Berlin, Prälat Martin Dutzmann, erinnerte daran, dass am Johannistag, dem 24. Juni 1990, die EKD wiedervereinigt wurde. Zwar gebe es noch manches zu tun. "Die 20 Gliedkirchen der EKD sind heute aber eine stabile Glaubens- und Lerngemeinschaft, Gott sei Dank."