Säkularisiertes Kloster Eberbach steht gut da

Dank Weinbau und "Name der Rose"

220 Jahre nach der Säkularisierung steht Kloster Eberbach als Sitz der Hessischen Staatsweingüter und Hauptspielort des Rheingau Musik Festivals glänzend da. Es gab zwei Erfolgsfaktoren: den Weinbau und Sean Connery.

Autor/in:
Susanne Rochholz
Kloster Eberbach im Rheingau  / © Andrea Enderlein (epd)
Kloster Eberbach im Rheingau / © Andrea Enderlein ( epd )

Was als Krise begann, erwies sich als langfristige Erfolgsstory: 220 Jahre nach der Aufhebung von Kloster Eberbach alsZisterzienserabtei steht die prachtvolle Anlage im Rheingau intakt und gut genutzt da, anders als vergleichbare Klöster, die zu Beginndes 19. Jahrhunderts säkularisiert wurden. Die Klosteranlage ist weitgehend saniert, dient als Sitz der Hessischen Staatsweingüter und Hauptspielstätte des Rheingau Musik Festivals, wird genutzt für Ausstellungen, Hochzeiten, Weinproben, Tagungen, Empfänge und nicht zuletzt vor wenigen Tagen erst als stimmungsvoller Ort für die Wahl der Rheingauer Weinkönigin.

Im staatlichem Besitz 

Beispiele, wie es anders kommen kann, gibt es zur Genüge. Es reicht ein Blick nach Mittelhessen, wo Kloster Arnsburg – einst eine Gründung der Eberbacher Zisterzienser – heute nur noch eine Ruine ist. Gleichwohl: Krisenstimmung herrschte anfangs auch im Rheingau angesichts der Aufhebung des Klosters.

Ein Dekret vom 18. September 1903 besiegelte das Schicksal von Kloster Eberbach. Es verpflichtete die letzten 22 Mönche, die prachtvolle Anlage zu verlassen. Das 1136 gegründete Zisterzienserkloster war damit Geschichte. In den 220 Jahren seit der Säkularisierung siedelten sich nie wieder Mönche oder Nonnen an. Vielmehr ist es seither im staatlichen Besitz.

Ausgeraubt 

1803 ging das Kloster zunächst an das Fürstenhaus Nassau-Usingen, als Entschädigung für dessen Verluste seiner linksrheinischen Gebiete in den Kriegen, die der Französischen Revolution von 1789 an folgten. 1866 wurde Kloster Eberbach preußisch, 1946 Eigentum des neuen Bundeslandes Hessen.

Für die Jahre 1803 bis 1815 vermerkt die heutige Webseite des Klosters "Verschleuderung und Vernichtung des Klosterinventars". Der Vorstandsvorsitzende der heutigen Trägerstiftung, Julius Wagner, sagt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) dazu: "Die Grafen von Nassau-Usingen haben durchaus hier auch geräubert." Doch habe sich das im Nachhinein "durchaus als ein Glücksfall" erwiesen, denn Kloster Eberbach habe in dieser Zeit eine nahezu "vollständige Rückabwicklung der Barockisierung" erlebt. "Das hat für uns heute den ganz, ganz positiven Effekt, dass wir gerade in der Basilika den romanischen Ursprungszustand, wie ihn die Zisterzienser geplant und errichtet haben und damit Klarheit und Schlichtheit haben."

Weinstandort und "Irrenhaus"

Wagner zufolge waren die Verwüstungen in Kloster Eberbach "bei weitem nicht so schlimm wie in anderen Klöstern". Als Konstante und als Erfolgsfaktor habe sich über die gesamte Zeit des Bestehens der Weinbau im Kloster erwiesen. Die Weinwirtschaft sei "der Motor seiner Stärke von Anfang an" gewesen und auch alle Eigentümer nach der Säkularisierung hätten einen "Fokus auf erfolgreicher Weinwirtschaft" gehabt. Davon habe auch das Kulturdenkmal profitiert.

Das Gebäudeensemble diente im 19. und 20. Jahrhundert verschiedensten Zwecken: als "Korrektionshaus" (also Strafanstalt), als "Irrenhaus" zur Unterbringung psychisch Kranker, während des Ersten Weltkrieges als Militärgenesungsheim. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein habe sich das Kloster in einem Dornröschenschlaf befunden, so der Stiftungs-Chef.

Internationaler Glanz im Rheingau

Als "entscheidenden Wendepunkt in der jüngeren Geschichte" sieht er das Jahr 1986 an. 1985 diente das Kloster als Kulisse für die Innenaufnahmen der Verfilmung des weltberühmten Romans "Der Name der Rose" von Umberto Eco. Weltstar Sean Connery, der in dem Film die Hauptrolle übernahm, sorgte für internationalen Glanz im Rheingau. Das, so Julius Wagner, ließ auch die Politik auf die historische Klosteranlage aufmerksam werden, die 1986 eine bis heute noch nicht ganz abgeschlossene Generalsanierung beschloss. Rund fünf Jahre werden die Arbeiten nach Wagners Worten noch dauern.

Die nächsten Jubiläen stehen in vergleichsweise wenigen Jahren an: 2036 jährt sich die Gründung der Zisterzienserabei zum 900. Mal und im selben Jahr steht der 850. Weihetag der Klosterkirche an.

Quelle:
epd