DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn von dieser guten Nachricht erfahren?
Abbé Thomas Diradourian (leitender Pfarrer): Ich habe letztes Jahr kurz nach Ostern ganz überraschend einen Brief von Weihbischof Dominikus Schwaderlapp bekommen. Er lud mich ein zu einem schnellstmöglichen Treffen in Köln. Dann bin ich dorthin gefahren und habe erfahren, dass das Erzbistum für uns das Projekt hatte, uns den Wallfahrtsort Neviges anzuvertrauen.
DOMRADIO.DE: Die Gemeinschaft Sankt Martin, was ist das für eine Gemeinschaft?
Abbé Thomas: Die Gemeinschaft Sankt Martin ist eine Priester-Gemeinschaft, die in Frankreich ansässig ist. Wir sind Weltpriester, Priester, die die ganz normale Pastoral übernehmen. Wir leben zusammen, wir arbeiten zusammen und wir sind im französischen Spektrum eine neue Gemeinschaft. Wir sind kein alter Orden, sondern eine Gemeinschaft, die vor 45 Jahren gegründet wurde in der großen Bewegung durch das Konzil.
DOMRADIO.DE: Was planen Sie für Neviges?
Abbé Phil Schulze Dieckhoff (Kaplan): Zunächst mal freuen wir uns natürlich riesig, dass wir in Neviges wirken dürfen. Zusammen mit all den Leuten, die dort schon so kräftig Hand anlegen. Das Programm wird natürlich sein, in der Wallfahrt und in der Pastoral zunächst einmal weiterzumachen, so wie die Franziskaner jetzt schon seit über 300 Jahren kräftig gewirkt haben. Und genau daran wollen wir anknüpfen und darauf aufbauen.
DOMRADIO.DE: Sie selber sind Deutscher. Wie kommt es, dass ein deutscher junger Mann sich einer Gebetsgemeinschaft in Frankreich anschließt, die mittlerweile auch international wirkt.
Abbé Phil: Ich war tatsächlich der erste Deutsche, der in der Gemeinschaft Sankt Martin zum Priester geweiht wurde. Ich hatte in Paris studiert und bin dann wirklich zufällig und glücklicherweise auf unsere Gemeinschaft gestoßen und habe mich sofort verliebt in das Gemeinschaftsleben. Tatsächlich war ich immer schon angezogen von der wunderbaren Arbeit des Priesters. Und als ich unsere Gemeinschaft entdeckt habe, habe ich gesehen, dass man zusammen in der Pfarre arbeiten und wirken kann. Und genau das hat mich innerlich angesprochen und da hingezogen.
DOMRADIO.DE: Wie sieht so ein gemeinschaftliches Leben vor Ort aus?
Abbé Thomas: Es besteht vor allem aus dem täglichen Gebet, in der gemeinsamen Pastoral, und dann in all anderen brüderlichen Tätigkeiten: Kochen, Wäsche waschen, Sport treiben und alles, was den Alltag eines Priesters bildet.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich denn ganz besonders?
Abbé Thomas: Ich freue mich besonders darauf, dass die Muttergottes in Neviges seit Jahrhunderten verehrt wird. Die Unbefleckte Empfängnis Mariens ist mir ganz wichtig, denn es ist die Heilige Muttergottes, die wirklich die Wallfahrer empfängt in diesem riesigen Dom im Stil des Brutalismus. Und dass die Muttergottes und wir als Priester immer im Dom zur Verfügung stehen, um Menschen zu empfangen, um Verletzungen zu lindern und ein bisschen Trost zu bringen. Das ist für mich eine der ersten Aufgaben eines Priesters.
DOMRADIO.DE: Worauf darf sich die Gemeinde freuen?
Abbé Phil: Ich glaube, wir freuen uns genauso wie die Gemeinde darauf, dass wir als Gemeinschaft in der großen Gemeinde als Priester wirken können. Als Priester sind wir vor allem da für die Sakramente, für die Heilige Messe, die Beichte. Aber auch fürs Gespräch und dafür, dass auch die vielen, die den Glauben noch nicht gefunden haben, ihn mit uns gemeinsam finden können. Und auf diese schöne Arbeit freuen wir uns riesig als Gemeinschaft.
DOMRADIO.DE: Sie werden zu dritt tätig sein?
Abbé Thomas: Ja, Abbé Ignace Duchatel kommt im September. Wir hoffen natürlich, dass wir in den kommenden Jahren ein bisschen noch wachsen können. Und ich muss auch zugeben, dass wir uns auch wünschen, dass unsere Gemeinschaft sich mit der Gemeinde vergrößert. Wenn wir es schaffen, was wir wirklich wünschen, dass die Arbeit zusammengeführt wird, dass die Projekte zusammengebaut werden, dann strahlt unser kleines Gemeinschaftsleben ein bisschen aus. Und dann ist es wirklich meine große Hoffnung, dass in Neviges eine große, weite, schöne Gemeinschaft entsteht.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.