DOMRADIO.DE: Wie stellt sich die Lage momentan in Mosambik und in der Region dar?
Dieter Wenderlein (Deutscher Sprecher der Gemeinschaft Sant'Egidio): Die Lage in Mosambik klärt sich zum Glück. Wir bekommen jetzt zuverlässige Informationen, was die ersten anderthalb Wochen nicht der Fall war. Das Wasser geht aus den Überschwemmungsgebieten zurück. In der Stadt Beira werden die Schäden an den Häusern immer sichtbarer. Wir sind sozusagen in einer Phase, wo wir erkennen, wie schwer die Schäden sind und was der Bedarf ist. Es ist ganz viel Nothilfe nötig. Zum Glück breitet sich in manchen Orten auch ein bisschen Hoffnung aus, dass das Leben weitergeht. Es bewegt sich ganz viel, die Situation ist jeden Tag verschieden.
DOMRADIO.DE: Sie sagen, Nothilfe ist gerade gefragt. Sind denn die Regionen überhaupt zugänglich? Wie können Sie sich da fortbewegen und den Menschen zur Hilfe kommen?
Wenderlein: Seit knapp anderthalb Wochen ist Beira wieder über eine Staatsstraße erreichbar, auch der Hafen ist zum Glück wieder anlaufbar. Es kommen Schiffe mit Hilfslieferungen aus Maputo an. Uns ist es gelungen, einen großen 30-Tonnen-LKW aus Maputo mit Hilfsgütern nach Beira zu bringen. Seit einigen Tagen machen wir Hilfsverteilungen mit Lebensmitteln, Seife, Zelte, Medikamente und Verbandsmaterial für die Verwundeten, mit denen wir 5.000 bis 6.000 Leute an einem Tag erreichen können.
DOMRADIO.DE: Hunderttausende Menschen in Mosambik, Malawi und Simbabwe sind durch die Überschwemmungen obdachlos geworden. Das melden zumindest die Vereinten Nationen. Kann denn vereinzelt schon mit Aufbauarbeiten begonnen werden?
Wenderlein: Nein, in Beira noch nicht. Davon sind wir noch lange entfernt. Jetzt müssen erst die Schäden dokumentiert werden. Das wird mit Sicherheit noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis systematische Aufbauarbeit geleistet werden kann.
Im Moment steht wirklich noch die Nothilfe, die Eindämmung der Cholera und so weiter im Vordergrund.
DOMRADIO.DE: Sie richten einen deutlichen Appell an den Norden der Welt: Großzügigkeit sei jetzt gefragt. Ist für Sie Europa mit verantwortlich für diese Naturkatastrophe?
Wenderlein: Ich denke, dass wir im Norden mit unserer Lebensweise auch verantwortlich dafür sind. Beira ist seit Jahren bekannt als eine Stadt, die vom Klimawandel steigenden Meeresspiegel bedroht ist, weil weite Teile der Stadt und der Umgebung unter dem Meeresspiegel liegen. Ich will nicht sagen, dass es eine Katastrophe mit Ankündigung war. Aber es kann prophylaktisch viel mehr getan werden als getan wurde, um solche Katastrophen in der Zukunft zu vermeiden. Da sind wir im reichen Norden gefragt, einen Beitrag zu leisten.
DOMRADIO.DE: Bei all dem Schreck, den die Bilder und die Nachrichten aus dieser Region auch bei uns auslösen - können Sie auch von Zeichen der Hoffnung berichten?
Wenderlein: Die Zeichen der Hoffnung sind da: Die Felder sind vom Wasser befreit. Jetzt muss der Schlamm und so weiter weggebracht werden, damit wieder angebaut werden kann. Wir sehen bei den Leuten schon auch eine Zuversicht. Wir beginnen in den nächsten Tagen damit, eine provisorische Schule in einem großen Zelt einzurichten, damit das Leben sich wieder normalisiert. Damit die Kinder von der Straße wegkommen und sie weiter in die Schule gehen können, auch wenn das alles nur provisorisch ist.
Die Aufbruchstimmung ist da und wir müssen dazu beitragen, dass sie sich weiter konkretisiert.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio mit einer Spende für die Opfer des Zyklons in Mosambik und Malawi unterstützen:
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