Kommentar zum Abschluss der Bischofsvollversammlung

Schiff Petri - Quo Vadis?

Drei Tage lang saßen die katholischen Bischöfe in Mainz beieinander. Es wurde beraten und gewählt. Man wollte den Gegenwind aus den Segeln pusten. Das ist nur mäßig gelungen, kommentiert DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

Bischof im Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof im Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

Oben am Mainzer Dom wehen die Fahnen im Wind. Die Passanten unten eilen achtlos vorbei, haben andere Sorgen. Die flatternden Fahnen künden nicht von froher Fahrt – ganz im Gegenteil: eher von heftigem Gegenwind. Das Kirchenschiff ist stark angeschlagen. Die Wellen schwappen von allen Seiten über die Reling. Das wird auch bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischöfe deutlich. Welchen Kurs auch immer die katholischen Bischöfe oben auf der Brücke einschlagen – der gesellschaftliche Gegenwind lässt nicht lange auf sich warten. An Deck war die Stimmung auch schon mal besser. Unten im Maschinenraum drohen die großen katholischen Frauenverbände, die heizten auch in Mainz wieder ihren Bischöfen ein, drohen sogar offen mit einer Meuterei. Immer mehr gehen gar frustriert von Bord. 

Der oberste Steuermann Kardinal Marx, der die Bischofs-Bounty auf den "Rettungskurs" Synodaler Weg gesteuert hatte, dankte sicherheitshalber ab. Er sei zu alt, jüngere sollen übernehmen. Somit stehen zunächst leidige Personalfragen im Vordergrund. Vier Wahlgänge später ist ein neuer Vorsitzender gefunden. Der auserkorene Bischof von Limburg Georg Bätzing gilt als ein ruhiger, ausgleichender Mann. Ob er aber die starken Differenzen der Bischöfe über den richtigen Kurs der Kirche überwinden kann? 

In seinem Wappen heißt es "Congrega in unum!" Ja, dieses Zusammenführen ist dringend angesagt, gerade jetzt, wo primär wunderbare alte Kirchen, lateinische Gesänge und die Liturgie an glorreiche Zeiten erinnern. Das spüren auch die in Mainz versammelten Kirchenmänner. Wie schwer das ist, wird im Dom am Donnerstag in der Frühmesse deutlich. Während zum Eröffnungsgottesdienst das Mittelschiff zumindest noch sehr gut gefüllt war, bleiben am letzten Tag viele Bänke leer – auch die für die Bischöfe reservierten. Das traurige Bild passt irgendwie gut zur Stimmung. 

Am Nachmittag kommt der neue Vorsitzende dann auch nicht am schmerzenden Dauerthema Missbrauch vorbei. In seiner ersten Abschluss-Presskonferenz versucht er zusammen mit dem zuständigen Lotsen, dem Trierer Bischof Ackermann, die schwierigen Klippen bei der Anerkennung des zugefügten Leids zu umschiffen. Was als großzügige - auch finanzielle - Regelung und Befreiungsschlag gedacht war, stößt schon wenig später bei Betroffenen auf wenig Gegenliebe. Als sich die Bischöfe aus Mainz verabschieden, um das Reich Gottes in ihren eigenen Diözesen lebendig werden zu lassen, ist es unangenehm kalt und es regnet trostlos vor sich hin. Nicht mal der Himmel scheint Erbarmen zu haben. Am Ende bleibt für das Schiff Petri wie so oft nur die Hoffnung, dass nach einer harten Fastenzeit der Herr selber den Seinen österliches Licht, Freude, Mut und Hoffnung schenkt. 

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE


Ingo Brüggenjürgen / © Martin Biallas (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Martin Biallas ( DR )
Quelle:
DR
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