Ein Jahr nach der Schließung fällt die Bilanz gemischt aus. Zwar gelang die Neuansiedlung von Firmen - wie dem Immobilienentwickler Thelen oder dem Technologieunternehmen Scanbull - auf dem ehemaligen Nokia-Gelände, doch für viele der eigentlichen Mitarbeiter bleibt wohl nur der bittere Weg in die Arbeitslosigkeit. "Rund 1000 Mitarbeiter haben einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Etwa 1300 kamen in die Transfergesellschaft", sagt die Bevollmächtigte der IG Metall Bochum, Ulrike Kleinebrahm. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation sei es für diese Menschen schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Zudem hätten einige - wie etwa Radio- und Fernsehmechaniker - eine Ausbildung, die am Markt nicht mehr so gefragt sei.
"Der Neustart am Standort ist nicht ganz gelungen", erklärt Kleinebrahm denn auch. Zudem seien durch die Ansiedlungen auf dem früheren Nokia-Gelände nicht so viele neue Arbeitsplätze geschafft worden wie erhofft. Zudem habe die Wirtschaftsflaute dafür gesorgt, dass so manche geplante Unternehmensansiedlung nicht zustande kam. "Ich hoffe, dass sich da noch was tut", sagt die IG-Metall-Vertreterin.
Vertrag "Wachstum für Bochum"
Um möglichst viele neue Arbeitsplätze anzusiedeln und weitere Investoren anzulocken, wurde am Montag zwischen Nokia, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Bochum der Vertrag "Wachstum für Bochum" unterzeichnet. Das Programm ist mit rund 53 Millionen Euro ausgestattet. Dabei werden rund 30 Projekte vor allen aus den Bereichen Gesundheit, Jugend und Bildung unterstützt.
Bedeutende Punkte des Programms sind unter anderem Projekte zur Medizintechnik, ein Sprachcamp für Drittklässler, die ihre Deutschkenntnisse und ihre Sozialkompetenz verbessern können, sowie eine Initiative, die Hauptschüler dabei unterstützt, Ausbildungsplätze zu finden. Auch Projekte aus den Bereichen IT-Technologie, Energie, Umwelttechnik und Maschinenbau, Infrastruktur sowie Unternehmensgründungen im Technologiebereich werden gefördert.
Erste Erfolge am Nokia-Standort sind aus Sicht der Stadt bereits jetzt zu verzeichnen. So sei etwa das frühere Forschungs- und Entwicklungszentrum von Nokia zu etwa drei Viertel wieder belegt, sagt der Chef der Bochumer Wirtschaftsförderung, Heinz-Martin Dirks. Zudem sei mit der Essener Thelen-Gruppe ein Unternehmen gefunden worden, das die früheren Nokia-Flächen im Umfang von 200 000 beziehungsweise 34 000 Quadratmetern gekauft habe und nun weiter betreut und vermietet. Man sei "froh" über das Engagement des Unternehmens am Ort.
"Noch sind nicht alle untergebracht"
Zudem wird derzeit unter dem Arbeitstitel "Her-Bo 43" ein interkommunales Gewerbegebiet zwischen Bochum und Herne - entlang der Autobahn 43 - geplant. "Dadurch sollen in Absprache mit unserer Nachbarstadt Gewerbeflächen noch besser erschlossen und vermarktet werden", erklärt Dirks.
Auch der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft räumt gleichwohl ein, dass noch längst nicht alle früheren Nokia-Mitarbeiter einen Job haben. "Noch sind nicht alle untergebracht", erklärt er. Vor allem aus dem Bereich der Produktion seien viele Mitarbeiter bislang noch nicht vermittelt.
Um der aufwühlenden Zeit vor einem Jahr zu gedenken, soll nun am kommenden Donnerstag (18. Juni) eine Foto-Ausstellung zu den damaligen Protesten in der Bochumer IG-Metall-Verwaltungsstelle eröffnet werden. Am 30. Juni selbst sind nach Angaben von Kleinebrahm keine Aktionen am ehemaligen Nokia-Standort geplant.
Schließung des Nokia-Werks in Bochum jährt sich
Als die Finnen böse wurden
Vor knapp einem Jahr hat das Nokia-Werk in Bochum-Riemke seine Pforten geschlossen. Die Handyherstellung wurde nach Rumänien verlegt, trotz massiver Proteste der Belegschaft konnte die Schließung zum 30. Juni 2008 nicht verhindert werden. 2300 Mitarbeiter verloren ihren Job. Etwa 1000 Betroffene fanden mittlerweile eine neue Tätigkeit.

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