Schmerzensgeldprozess gegen Erzbistum Köln geht weiter

Ausgang mit Spannung erwartet

Erstmals fordert ein Missbrauchsbetroffener Schmerzensgeld vom Erzbistum Köln. An diesem Dienstag treffen sich beide Seiten erneut vor Gericht. Der Ausgang des Prozesses wird bundesweit mit Spannung erwartet.

Landgericht und Amtsgericht in Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Landgericht und Amtsgericht in Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Erzbistum Köln muss sich erneut vor Gericht verantworten. Das Kölner Landgericht setzt am Dienstag seine Verhandlung über die Schmerzensgeldklage eines Missbrauchsbetroffenen fort.

Ob ein Urteil fällt oder die Parteien möglicherweise einen Vergleich schließen, ist nicht absehbar, wie eine Gerichtssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.

Prozess könnte Vorbildcharakter haben

Der Betroffene verlangt vom Erzbistum 725.000 Euro Schmerzensgeld sowie 80.000 Euro für mögliche künftige Schäden. Er hatte bereits 25.000 Euro von der Diözese in Anerkennung seines Leids erhalten.

Landgericht Köln / © Oliver Berg (dpa)
Landgericht Köln / © Oliver Berg ( dpa )

Bei einem ersten Verhandlungstermin Anfang Dezember hatte Richter Stephan Singbartl einen Vergleich vorgeschlagen. Es kam jedoch nicht zu einer Einigung. Der Prozess könnte Vorbildcharakter für weitere Schmerzensgeldklagen gegen die katholische Kirche haben.

Vorwurf der Amtspflichtverletzung durch Unterlassen

Der Kläger soll in den 1970er Jahren mehr als 320 Mal von einem Priester missbraucht worden sein. Vorwürfe gegen den Geistlichen wurden dem Erzbistum 1980 sowie 2010 bekannt - er konnte dennoch viele Jahre weiter als Seelsorger arbeiten.

Der Betroffene wirft der Erzdiözese daher Amtspflichtverletzung durch Unterlassen vor. Das Erzbistum hatte bewusst darauf verzichtet, eine Verjährung zu beanspruchen.

Das Verfahren hinterfragt das kircheninterne System der freiwilligen Anerkennungszahlungen, das für Betroffene in der Regel höchstens 50.000 Euro vorsieht. Viele Missbrauchsbetroffene kritisieren dies als zu gering.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA