Es sei "keine Schande für die Regierung", erneut in Diskussionen mit den Sozialpartnern und den Religionsgemeinschaften einzutreten, "dass wir vielleicht doch eine bessere Lösung finden", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Sonntagabend im Interview des ORF.
"Ein Freitagnachmittag, ist nicht wirklich ein halber Feiertag, denn Freitagnachmittag arbeiten die meisten Menschen nicht mehr", gab der Kardinal zu bedenken. Es sei gut, wenn die Diskussion um eine Feiertagsregelung für den Karfreitag weitergehe und man "ernsthaft überlegt, wie man den evangelischen Christen in unserem Land ihren Karfreitag, der für sie ein heiliger Feiertag ist, wirklich erhält".
Bisheriges Model sei diskriminierend
Die zuletzt erzielte Einigung von ÖVP und FPÖ sieht vor, dass der Karfreitag künftig für alle Arbeitnehmer ab 14 Uhr frei ist. Dies soll schon ab dem nächsten Karfreitag gelten. Für evangelische und altkatholische Arbeitnehmer, die bisher den ganzen Tag frei hatten, bedeutet das eine Verschlechterung. Am Mittwoch soll im Nationalrat ein entsprechendes Gesetz beschlossen werden.
Die geplante Neuregelung geht auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Januar zurück. Das bisherige Modell, nach dem der Karfreitag in Österreich seit den 1950er Jahren nur für Angehörige der altkatholischen und der evangelischen Kirchen ein gesetzlicher Feiertag war, befand das Gericht für diskriminierend.