Der neue Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, hat seinem Amtsvorgänger, dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn, für sein Vorbild gedankt.
Schönborn sei auch in schwierigen Zeiten, als es Schuld zu benennen und Verzeihung zu erbitten galt, ein Vorbild gewesen, von dem er viel gelernt habe, sagte der Salzburger Erzbischof bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag in Wien.
Dort berichteten beide über die Ergebnisse der Sommervollversammlung in Mariazell.
Lackner sagte weiter, Gott habe ihn auf seinem Lebensweg immer wieder überrascht. Aus ärmlichen Familienverhältnissen stammend, habe er einst "mit Ach und Krach" seine Elektrikerlehre beendet und nie damit gerechnet, dass er einmal Erzbischof und nun auch Vorsitzender der Bischofskonferenz sein würde.
Doppelte Anwaltschaft
Lackner betonte, er verstehe seine neue Funktion wie auch sein Bischofsamt generell als eine doppelte Anwaltschaft: Er wolle in der Weltkirche Anliegen der Kirche in Österreich zur Sprache bringen und zugleich in Österreich vertreten, was aus Rom kommt. Beim 2021 anstehenden Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe im Vatikan wolle er seine Beobachtung einer wachsenden Gottferne vieler Zeitgenossen ansprechen. Nicht umsonst heiße es zeitdiagnostisch: "Wir haben vergessen, dass wir Gott vergessen haben."
In Rom wolle er aber auch Fragen der Verfasstheit der Kirche thematisieren, "wo sich Menschen nicht verstanden fühlen", so Lackner. Das Thema Frauen in der Kirche wolle er "nicht nur rhetorisch ernst nehmen". Dafür brauche es auch die feministische Theologie, so Lackner.
In Corona-Krise verantwortlich gehandelt
Weiter hat der neue Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz eine erste Zwischenbilanz zur Rolle der Kirche in der Corona-Krise gezogen.
Diese habe auch im Episkopat große Verunsicherung ausgelöst, sagte der Salzburger Erzbischof. Im Austausch mit Fachleuten aus Medizin und Politik habe man bestmöglich versucht, im eigenen Bereich Ansteckungen mit dem Virus zu vermeiden und dazu auch einen Krisenstab eingerichtet, so Lackner.
Rückblickend würde er nicht meinen, dass die Bischöfe viel anders hätten handeln können.
Für ihn persönlich sei "erschütternd" gewesen, Gottesdienste im leeren Dom zu feiern, wo sonst Tausende Platz fänden, berichtete der Salzburger Erzbischof. Er dankte den Medien, die durch Liveübertragungen ein Mitfeiern Abwesender ermöglicht und damit viel Zuspruch erzielt hätten.
Finanzielle Folgen
Seniorenheime hätten das Problem gehabt, eine gute Balance zwischen Sicherheit und menschlichem Kontakt zu finden. In diesem Zusammenhang sprach sich der Erzbischof für die Entwicklung einer "Theologie des Digitalen" aus.
Lackner sagte weiter, dass die Pandemie auch für die Kirche finanzielle Folgen haben werde, sei absehbar: "Da kommt etwas auf uns zu."