Wenn jeder abstimmen dürfe, höre sich das zwar gut an, "ist aber nicht notwendigerweise stets der beste Weg, Demokratie auszuüben". Harris' Kirchenthriller "Konklave" über eine fiktive Papstwahl in naher Zukunft ist vor kurzem erschienen.
Zwiespältige Sicht auf Papstamt
Dem Papstamt steht der Engländer indes zwiegespalten gegenüber. "Papst ist ein Job, den niemand machen will, der irgend bei Sinnen ist, aber gleichzeitig: Was für ein Amt!" Der Papst besitze "die komplette Macht über die Kirche und muss sich keiner Kontrolle beim Regieren unterziehen", betonte Harris.
Für den katholischen Stoff seines Romans habe er sich entschieden, weil ihn ein Zusammenstoß interessierte: der Widerspruch zwischen dem persönlichen Ehrgeiz der Konklaveteilnehmer und dem Gebot, diesen Ehrgeiz eigentlich nicht haben zu dürfen. "Dieses Aufeinanderprallen hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle machte mich neugierig", sagte Harris. Eine Papstwahl sei "stets ein gewaltiges historisches, kulturelles und politisches Event."
Kontrast zwischen Politik und Gott
Es sei eine Herausforderung gewesen, die Geschichte aus der Binnenperspektive zu schreiben. Erst später habe er sich für die spirituelle Seite interessiert, "dass das Konklave eben versucht, den Willen Gottes zu finden. Dieser Kontrast zwischen Politik und Gott, dem Heiligen und dem Profanen, faszinierte mich."
Grundsätzliche interessiere er sich für den Zweifel, so Harris. "Gewissheit finde ich schwierig. Ich mag sie nicht. Nicht bei einem Politiker, nicht bei einem Christen, nicht bei einem Atheisten." Versuche, den Glauben aufrecht zu erhalten, finde er dagegen spannend.