"Im Modus 'Befehl und Gehorsam' geht es heute nicht mehr", schreibt Schüller in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Online Mittwoch, Print Donnerstag). Rom werde "seine Ohnmacht lernen müssen".
Aufbau auf bestehenden Mustern
Katholische Bischöfe und Laien kommen am Donnerstag zur vorerst letzten Tagung des Reformprozesses Synodaler Weg zusammen. Sie beraten bis Samstag in Frankfurt am Main über rund zehn Reformvorschläge, etwa zu einer stärkeren Beteiligung von Laien an der Leitung von Bistümern, zur Akzeptanz von queeren Menschen, zu Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und für die Zulassung von Frauen zur Predigt in der Messe.
Der Professor für Kirchenrecht aus Münster schreibt in dem Gastbeitrag, die 223 Delegierten sollten "unerschrocken, besonnen und geistlich bewegt den von ihnen mit großer Mehrheit eingeschlagenen Kurs fortsetzen und sich von den Bremsern nicht aufhalten lassen."
Sie könnten bei ihren Reformvorschlägen zu mehr Mitbestimmung darauf aufbauen, dass es in Deutschland bereits Gremien der Finanzverwaltung gebe, die demokratisch gewählt seien und über die Verwendung kirchlicher Mittel entscheiden.
Gehorsam statt Beinfreiheit
Der Papst und die "geistlich und intellektuell ausgezehrten 'Eliten' der römischen Kurie" seien "pikiert über eigenständiges Denken in Deutschland" und reagierten ausschließlich abwehrend, kritisierte der Kirchenrechtler.
Es gebe kein offenes Ringen um die Zukunft der Kirche in der modernen Gesellschaft, "keine katholische Beinfreiheit für die Kirchen vor Ort, sondern Niederknien und Gehorchen. Das ist das uralte Verständnis von Gefolgschaft in der katholischen Kirche", schrieb Schüller.