Schüller will Fortsetzung von Reformen trotz Kritik aus Rom

Rom muss "Ohnmacht lernen"

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller dringt darauf, den Reformkurs der katholischen Kirche in Deutschland trotz Kritik und Verboten aus dem Vatikan fortzusetzen. Er sieht dabei durchaus Anknüpfungsmöglichkeiten an bereits Vorhandenes.

Thomas Schüller / © Lars Berg (KNA)
Thomas Schüller / © Lars Berg ( KNA )

"Im Modus 'Befehl und Gehorsam' geht es heute nicht mehr", schreibt Schüller in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Online Mittwoch, Print Donnerstag). Rom werde "seine Ohnmacht lernen müssen".

Aufbau auf bestehenden Mustern

Katholische Bischöfe und Laien kommen am Donnerstag zur vorerst letzten Tagung des Reformprozesses Synodaler Weg zusammen. Sie beraten bis Samstag in Frankfurt am Main über rund zehn Reformvorschläge, etwa zu einer stärkeren Beteiligung von Laien an der Leitung von Bistümern, zur Akzeptanz von queeren Menschen, zu Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und für die Zulassung von Frauen zur Predigt in der Messe.

Thomas Schüller / © Lars Berg (KNA)
Thomas Schüller / © Lars Berg ( KNA )

Der Professor für Kirchenrecht aus Münster schreibt in dem Gastbeitrag, die 223 Delegierten sollten "unerschrocken, besonnen und geistlich bewegt den von ihnen mit großer Mehrheit eingeschlagenen Kurs fortsetzen und sich von den Bremsern nicht aufhalten lassen."

Sie könnten bei ihren Reformvorschlägen zu mehr Mitbestimmung darauf aufbauen, dass es in Deutschland bereits Gremien der Finanzverwaltung gebe, die demokratisch gewählt seien und über die Verwendung kirchlicher Mittel entscheiden.

Gehorsam statt Beinfreiheit

Der Papst und die "geistlich und intellektuell ausgezehrten 'Eliten' der römischen Kurie" seien "pikiert über eigenständiges Denken in Deutschland" und reagierten ausschließlich abwehrend, kritisierte der Kirchenrechtler.

Es gebe kein offenes Ringen um die Zukunft der Kirche in der modernen Gesellschaft, "keine katholische Beinfreiheit für die Kirchen vor Ort, sondern Niederknien und Gehorchen. Das ist das uralte Verständnis von Gefolgschaft in der katholischen Kirche", schrieb Schüller.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd