Schulz, de Maizière und von der Leyen bei Veranstaltungen

Halbzeit beim Kirchentag

Nach dem Auftritt von Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt der Evangelische Kirchentag am Freitag seine inhaltliche Arbeit mit weiteren prominenten Vertretern aus Religion und Politik fort. Erwartet wird auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und der SPD-Vorsitzende Martin Schulz beim Kirchentag / © Maurizio Gambarini (dpa)
Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und der SPD-Vorsitzende Martin Schulz beim Kirchentag / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Im Vorfeld seines Auftritts am Freitag hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat die Kirchen dazu aufgefordert, an einer "Festung" der Grundrechte in Europa mitzuarbeiten. Man brauche Länder, die in Zeiten von Präsidenten wie Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan solch eine Festung bildeten, sagte Schulz am Donnerstag bei einem Empfang der SPD anlässlich des evangelischen Kirchentags in Berlin. Europa sei der Kontinent der Toleranz, des Respekts und der Aufklärung, drohe aber immer weiter auseinanderzudriften, fügte der SPD-Parteichef hinzu. Er hob insbesondere auch die Pressefreiheit hervor und forderte die Freilassung inhaftierter Journalisten in der Türkei wie des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel.

Der Katholik Schulz bekannte sich zum Godesberger Programm seiner Partei, in dem sich die SPD zu einem Dialog mit den Kirchen bekannte. Das Verhältnis der von der Arbeiterbewegung geprägten Partei zu den Kirchen sei lange Zeit schwierig gewesen. Heute gelte, "dass sich Kirche und Sozialdemokratie nicht nur nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig bereichern", sagte Schulz. Es sei "extrem wichtig", ins Gespräch zu kommen, mehr denn je in einer Gesellschaft, die auseinanderzudriften drohe.

De Maizière und Großscheich Al-Tayyeb diskutieren

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) debattiert mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar Moschee, Ahmad Al-Tayyeb, am Freitag beim Kirchentag über Toleranz und friedliches Zusammenleben. Erst Ende April hatte Papst Franziskus Al-Tayyeb in Ägypten besucht und damit einen Meilenstein im katholisch-muslimischen Dialog gesetzt. Zusammen mit dem Großscheich verurteilte er Hass und Extremismus im Namen der Religion. Die internationale Friedenskonferenz an der Al-Azhar-Universität war ein christlich-muslimisches Gipfeltreffen, wie es zuvor noch nie stattgefunden hatte. Denn außer dem Papst waren auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomaios I., sowie Spitzenvertreter der katholischen und orthodoxen Kirchen im Nahen Osten gekommen. Das Besondere war nicht zuletzt, dass die Einladung von der Al Azhar-Universität ausging, der renommiertesten Lehrstätte des sunnitischen Islam.

Verteidigungsministerin von der Leyen predigt in einem Friedensgottesdienst

Die geplante Predigt von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem Friedensgottesdienst auf dem Kirchentag in Berlin am Freitag hat bei evangelischen Friedensaktivisten scharfe Kritik hevorgerufen. Eine gemeinsame Predigt der Ministerin mit dem evangelischen Militärbischof Sigurd Rink sei eine "nicht hinnehmbare Vermischung von geistlichem und weltlichem Amt, Auftrag und Mandat", hatte die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in Bonn erklärt. Die Veranstaltung der Militärseelsorge gebe alten Klischees vom Schulterschluss zwischen "Thron und Altar" neue Nahrung, warnte der EAK-Vorsitzende Christoph Münchow in einem Schreiben an den Militärbischof.

Keine Bedenken hätte der Dachverband der evangelischen Friedensarbeit, wenn die Bundesverteidigungsministerin beim Deutschen Evangelischen Kirchentag an Podiumsdiskussionen teilnehme oder eine Bibelarbeit übernehme. Dies gelte aber nicht bei der Übernahme des Predigtdienstes, hieß es. "Eine Predigt unterliegt engeren Kriterien", schreibt Münchow. Der Auftritt von der Leyens in dem Bittgottesdienst der Militärseelsorge sei zudem ein Ärgernis für Menschen, die sich in der evangelischen Kirche für die Friedensarbeit engagierten.


Quelle:
epd , KNA