"Ohne fließendes Wasser, Hygieneartikel und Desinfektionsmittel sind bosnische Roma einer Infektion durch das Coronavirus schutzlos ausgeliefert", sagte der Vorsitzende des Kali-Sara-Roma-Information-Zentrums, Dervo Sejdic, laut Mitteilung der GfbV. Die Mehrheit habe zudem keine Krankenversicherung, und wegen der staatlichen Einschränkung in der Krise hätten viele die Basis für ihre Existenz verloren.
Anlässlich des Welt-Roma-Tages am Mittwoch forderte die Menschenrechtsorganisation die EU und seine Mitgliedsstaaten dazu auf, sofort und nachhaltig auf die aktuelle Situation der Roma zu reagieren. Die Expertise des Europarates könne helfen, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Auch die internationalen und deutschen Hilfswerke seien aufgerufen, Roma-Familien auf dem Westbalkan zu helfen.
Unzureichende Achtung der Menschenrechte
Auch jenseits von Sofortmaßnahmen beklagt die GfbV eine bisher unzureichende Achtung der Minderheitenrechte und fehlende Schutzmaßnahmen für Roma auf dem Westbalkan durch die Institutionen der EU. "Auch, wenn bisher nur wenige Länder des ehemaligen Jugoslawien in der EU sind, erfordern die anhaltende Diskriminierung und schwerwiegende Verletzungen ihrer Werte eine Reaktion auf EU-Ebene", sagte die GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung, Jasna Causevic.
Jeder neue Beitritt müsse an eine Verbesserung der Lage der Roma geknüpft werden. Wichtige Ämter seien Bosniaken, Serben und Kroaten vorbehalten. Angehörige der 17 Minderheiten, darunter Roma und Juden, 12 Prozent der Gesamtbevölkerung, seien ausgeschlossen.