In einem breiten Talkessel sitzen Häuser im Chalet-Stil zu Füßen des Silvretta-Massivs: Das auf 1.200 Meter liegende Klosters im schweizerischen Graubünden wirkt mit 4.600 Einwohnern inklusive Gehöften und Maiensässen als Gegenentwurf zum Nachbarn Davos. Während sich in der Flachdach-Stadt Entscheider beim Weltwirtschaftsforum (WEF) alljährlich die Köpfe heiß reden, bringen Promis seit den 1950er Jahren Glamour nach Klosters. Untrennbar verbunden ist der Ort mit einem Kirchenbau der Prämonstratenser, der am 24. Mai 1222 erstmals in einer päpstlichen Urkunde erwähnt wurde.
Das ganze Jahr über feiern Veranstaltungen "800 Jahre Klosters 2022 - Walserstolz und Weltgeschichten". Im Mittelalter war das Prättigau, an dessen östlichem Ende Klosters liegt, von Wald bedeckt und kaum bewohnt. Durch die Ansiedelung eines Klosters oder Spitals sollte die Gegend landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Prädestiniert hierzu waren die Prämonstratenser, die sich mit Urbarmachung von Böden auskannten und zu Beginn des 13. Jahrhunderts vom Kloster Churwalden ins hintere Tal der Landquart kamen - unterstützt vom Bischof in Chur und den Freiherren von Vaz.
Erste Erwähnung im Jahr 1222
Die von ihnen gebaute Kirche Sankt Jakob fand erstmals Erwähnung in einer Bulle des Papstes Honorius III. vom 24. Mai 1222, als Tochtergründung des Klosters Churwalden. Kurz danach siedelten sich Walser aus dem Wallis an und prägten mit ihren Bräuchen die ganze Region. Davon zeugt bis heute das mehr als 400 Jahre alte Walserhaus "Nutli Hüschi", das jetzt als Heimatmuseum dient. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trieb der Vorarlberger Jakob Spreiter die Reformation im Prättigäu voran.
Als Folge wurde das Kloster 1528 aufgehoben und dessen Güter an die Bauern verteilt. Von 1535 bis 1550 wirkte der Reformator Ulrich Campell, der Gründer der rätischen Geschichtsschreibung, in Klosters.
1621 wurden große Teile der Kirche zerstört, als habsburgische Truppen im Zuge der Gegenreformation und im Kampf um das wegen seiner Alpenpässe begehrte Graubünden Klosters unterwarfen. Auf einen Aufstand der Prättigauer ein Jahr später antworteten die katholischen Österreicher mit der Verwüstung ganzer Orte. 1649 endete die Herrschaft der Habsburger, als sich der Zehngerichtebund, dem Klosters angehörte, von ihnen freikaufen konnte.
Gründung Graubündens
Fast anderthalb Jahrhundert später errichten Franzosen um Napoleon Bonaparte die Helvetische Republik. Als die französischen Truppen wenige Jahre später abgezogen, lehnten sich Föderalisten gegen den Einheitsstaat 1802 im sogenannten Stecklikrieg auf. Napoleon intervenierte 1803 mit der Mediationsakte, die eine föderale Verfassung mit autonomen Kantonen vorsah. Damit gehörte zur neuen "Schweizerischen Eidgenossenschaft" auch das aus dem Freistaat der Drei Bünde hervorgegangene Graubünden - und damit auch Klosters.
Mitte des 19. Jahrhunderts startete dort der Tourismus, ermöglicht durch den Bau der Talstraße 1852 und der ersten Hotels. Einen weiteren Schub erhielt der Urlaubsort 1889 durch die Eröffnung der Teilstrecke Landquart-Klosters der heutigen Rhätischen Bahn.
Zunehmend gelangten Wintersportler in den Sommerkurort. Sie wurden nicht zuletzt durch den Bau von Bergbahnen angelockt. Die Schweizer Idylle sprach sich in der Filmbranche herum, so dass es Stars wie Paul Newman, Gregory Peck, Yul Brunner, Lauren Bacall und Greta Garbo in das "Hollywood on the Rocks" zog.
Prinz Charles unter den Besuchern
Zu den Urlaubern gehört seit Ende der 1970er Jahre auch Prinz Charles. Der britische Thronfolger besuchte Klosters mit seiner Frau Diana und den Söhnen Harry und William - und wäre dort 1988 fast durch eine Lawine umgekommen. Ein Begleiter starb, Charles überlebte knapp. Obwohl laut einer Untersuchung die royale Ski-Gruppe das Unglück selbst auslöste, wurde aufgrund ihrer diplomatischen Immunität das Strafverfahren eingestellt. Charles blieb Klosters trotzdem treu und eröffnete 2005 sogar die Sunnibergbrücke, die den Durchgangsverkehr fernhält. 2018 wurden zwei der roten Gotschnabahn-Kabinen auf den Namen "Prince of Wales" zu dessen 40-jährigem Klosters-Jubiläum getauft.
20-mal so lange liegt die Gründung des Ortes zurück. Während die etwa 1.500 Katholiken der zum Bistum Chur gehörenden Pfarrei Sankt Josef in einem modernen Bau die Messe feiern, gehört zur Kirche Sankt Jakob der Evangelisch-Reformierten als ein Überbleibsel des alten Gotteshauses der romanische Turm. Für ihn hat sich die mit 2.000 Gläubigen größte Religionsgemeinschaft zum 800-Jahr-Jubiläum etwas Besonderes ausgedacht: neue Glocken. Zum Gründungsakt am 24. Mai sollen die Jakobs- und die Walserglocke erstmals durchs Tal schallen.