Eichstätter Bischof Hanke teilt Erinnerungen

"Schwer geprägt" von 68er-Zeit

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sieht sich von der 68er-Zeit "schwer geprägt". Auch bei ihm auf dem Gymnasium sei es damals "sehr lebhaft" zugegangen, erzählt der Bischof im Interview mit dem "Eichstätter Kurier".

Bischof Gregor Maria Hanke / © Katharina Ebel (KNA)
Bischof Gregor Maria Hanke / © Katharina Ebel ( KNA )

 "Wir hatten in der 8. Klasse einen Lesekreis für Spiegelartikel gegründet. Dann haben wir angefangen, Schülerzeitung zu machen. Ich war einer der Gründer der 'Einblicke'. Wir haben Theater gespielt und dabei echt gepowert", erzählt Bischof Gregor Maria Hanke im Interview mit dem "Eichstätter Kurier". Seine Kameraden und er hätten zudem dem Regens abgerungen, "dass die Frauenrollen auch von Mädels besetzt werden, bisher hatten das Buben übernommen".

"Ich hatte keine andere Wahl"

Nach dem Abitur 1974 entschied sich Hanke zum Theologiestudium. "Wir waren fünf, die aus dieser Klasse in das Priesterseminar eingetreten sind", erinnert er sich im Gespräch. Sein Freijahr führte ihn nach London. Nach einer kurzen Auszeit, indem er als Lehrer arbeitete, entschied er sich endgültig für den Weg zum Priester und fand seine Heimat bei Benediktinern. Er trat in die Benediktinerabtei Plankstetten ein, wurde zum Abt gewählt und stellte dort in den 1990er Jahren alles auf Bio um. Dann kam 2006 die Ernennung zum Bischof.

Auf die Frage, was ihn bewogen habe, seine Ernennung anzunehmen, sagte Hanke: "Bewogen? Der Nuntius hat mich nicht gefragt, ob ich Bischof werden möchte. Es hieß: Sie sind zum Bischof von Eichstätt ernannt, der Heilige Vater wünscht das. Ich hatte keine andere Wahl."

"Wir müssen teilen und Solidarität ausüben"

Hanke äußerte sich auch zum Thema Flüchtlinge: "Uns in Deutschland geht es gut, auch den Kirchen bei uns geht es alles in allem gut. Wir müssen teilen und Solidarität üben, wenn die Not anklopft." Dabei werde weder auf Herkunft noch auf Religion noch auf andere Kategorien geschaut, ergänzte der Bischof. "Es geht einfach darum, Menschen in Not aufzunehmen und mit ihnen zu teilen."

Er selbst sei vor einigen Monaten in Syrien gewesen. "Die Begegnungen mit den Menschen dort haben mich tief bewegt und mir noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir vor der Not nicht die Augen verschließen." Er stehe als Bischof nicht für eine Abschottungspolitik, sondern für die Politik des barmherzigen Samariters, "der beim Notleidenden stehen bleibt, hilft und sich engagiert". Er habe auch schon lange vor dem großen Zustrom der Flüchtlinge Briefe an die Pfarreien geschickt mit dem Anliegen, zu sondieren, wo man Wohnraum zur Verfügung stellen könne.

Verkündigung kommt vor Verwaltung

Zum Finanzskandal und dessen Folgen im Bistum Eichstätt betonte Hanke, es sei wichtig, dass eine Verwaltung transparent sein müsse und "vom Geist der Serviceleistung getragen" sei. Doch der eigentliche Zweck von Verwaltungsstrukturen sei die Verkündigung des Evangeliums. "Wir werden Menschen nur dann bewegen können auf den Weg mit Jesus Christus in der Gemeinschaft der Kirche zu gehen, wenn wir selbst glaubwürdige Zeugen sind", so der Bischof weiter.

Die derzeitigen Krisen innerhalb der katholischen Kirche haben zu einer großen Verunsicherung unter den Gläubigen geführt, "aber auch bei denen, die in irgendeiner Weise Verantwortung tragen für das kirchliche Leben."

Durch die Krise dazugelernt

Man sei noch nicht so weit, in dieser Krise eine Chance zu sehen, aber man habe dazugelernt, im Sinne von Transparenz und Klarheit. "Vor allem beim Thema Missbrauch ist eine klare Positionierung für die Opferperspektive, für die Betroffenenperspektive wichtig. Die Kirche muss leidempfindlich sein, das ist vielleicht bei uns in der Vergangenheit nicht im Vordergrund gestanden."

Bischof Hanke gab das Interview zu seinem 65. Geburtstag am 2. Juli.


Quelle:
KNA , DR