Man befinde sich derzeit in der schwierigen Übergangsphase von der Ankündigung zur praktischen Umsetzung der erforderlichen Schritte, sagte Domenico Pompili am Freitag dem kirchlichen Pressedienst SIR. Leider erschwere die aktuelle politische Lage in Italien die notwendige Klarheit und Entschlossenheit.
Zahlreiche Erdbeben in der Region
Mittelitalien war am 24. August und am 30. Oktober durch schwere Erdbeben erschüttert worden. Bei dem Beben am 24. August starben 300 Menschen; die Ortschaft Amatrice wurde komplett zerstört. Das Epizentrum des zweiten Bebens mit einer Stärke von 6,5 lag in der Nähe der umbrischen Stadt Norcia. Tote gab es nicht; jedoch stürzten zahlreiche Häuser ein oder wurden beschädigt. In den Folgemonaten gab es zudem viele weitere, teils schwere Erdbeben in der Region. Im Januar kamen in den Abruzzen durch von Beben ausgelöste Schneelawinen 29 Menschen ums Leben.
Die Menschen hätten den festen Willen, in der Region zu bleiben. Dazu reichten einige Steuererleichterungen nicht aus, sagte Bischof Pompili. Vielmehr müssten die beschädigte Infrastruktur wiederhergestellt und zudem endlich die Maßnahmen ergriffen werden, "die bereits vor dem Erdbeben für die Region hätten eingeleitet werden müssen". Die Menschen von Amatrice und den betroffenen Orten in Umbrien, den Abruzzen, Marken und Latium erlebten seither ein Wechselbad der Gefühle, so der Bischof. Die anfängliche Dankbarkeit für das Überleben und die Rettung sei der Sorge gewichen, dass die Rückkehr zur Normalität schwierig sein werde, gab er zu bedenken.
Geflecht der religiösen Stätten wiederherstellen
Es sei zu hoffen, dass die Erdstöße abebbten, und man "mit dem Frühjahr und dem milderen Wetter die künftigen Aufgaben besser angehen kann". Pompili berichtete, dass Europaparlaments-Präsident Antonio Tajani am 19. Februar zu einem Ortstermin in die betroffenen Gebiete gekommen sei und den Bürgermeistern die Bereitstellung von zwei Milliarden Euro aus Europa-Mitteln bestätigt habe.
Wichtig ist nach Ansicht des Bischofs auch, das Geflecht der religiösen Stätten wiederherzustellen, die Bezugspunkte der Gemeinden in der Region waren. Sie seien nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern gehörten auch zur sozialen und geistigen Identität. "Das Erdbeben hat diesen Sinn der Zugehörigkeit der Bevölkerung verstärkt", so der Bischof von Rieti. Bei den Beben nach dem 24. August sowie weiteren Erdstößen Ende Oktober und Mitte Januar waren auch zahlreiche Kulturgüter zerstört worden, darunter die Benedikt-Basilika in Norcia.