Seenotretter werfen Italien Unglaubwürdigkeit vor

"Man kann nicht ignorieren, was passiert"

Regina Catambrone, die Gründerin der Seenotrettungsorganisation Migrant Offshore Aid Station äußert sich zum Beenden des Einsatzes im Mittelmeer. Dabei erhält sie Unterstützung von der katholischen Kirche.

Flüchtlingsrettung / © Jason Florio Moas.EU
Flüchtlingsrettung / © Jason Florio Moas.EU

Die Gründerin der privaten Seenotrettungsorganisation Migrant Offshore Aid Station (MOAS), Regina Catambrone, hat dem italienischen Staat einen Verlust der Glaubwürdigkeit vorgeworfen. Der Grund sei die Aufforderung durch italienische Grenzbehörden, Flüchtlinge zur Umkehr zu zwingen und an die libysche Küstenwache zu übergeben, sagte sie am Dienstagabend dem Internetportal katholisch.de in Catania. Bis vor kurzem habe man gewusst, dass man die Flüchtlinge an einen sicheren Ort bringe. "Das ist jetzt aber nicht mehr so". Erst am Montag hatte MOAS erklärt, den Einsatz im Mittelmeer vorerst beenden zu wollen. Bisher hat die Organisation nach eigenen Angaben seit 2014 etwa 40.000 Menschen auf dem Mittelmeer gerettet.

Unterstützung der katholischen Kirche

Sie erhält bei Ihrer Arbeit unter anderem Unterstützung von der katholischen Kirche in Deutschland. Catambroni äußerte sich bei einem Treffen mit dem Flüchtlingsbeauftragten der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, der sich aktuell auf Sizilien über die Lage der Flüchtlinge und die Situation an den EU-Außengrenzen informiert. Dabei prangerte sie Menschenrechtsverletzungen in Libyen an und betonte, dass man "nicht ignorieren kann, was dort passiert". In libyschen Internierungszentren soll es unter anderem zu Gewalt, sexuellem Missbrauch, Folter, Erpressung, Zwangsarbeit und Versklavung gekommen sein. Die Zentren befinden sich teilweise unter der Zuständigkeit bewaffneter Milizen und krimineller Banden. Dass Italien die Asylsuchenden hierher zurückschicke, bedeute für den Staat "einen Verlust der Glaubwürdigkeit", sagte Catambroni.

Papst sei "Lieblingspolitiker"

Die MOAS-Gründerin und ihr Team wollen ihren Einsatz daher vorerst nach Südost-Asien verlegen und damit einem Aufruf von Papst Franziskus folgen. Der Papst sei aktuell "ihr Lieblingspolitiker", sagte Catambroni. Daher wolle MOAS künftig die muslimische Rohingya-Minderheit unterstützen, deren Angehörige derzeit in großer Zahl aus Myanmar in das benachbarte Bangladesch, aber auch über den Golf von Bengalen fliehen. Der Papst selbst hatte mehrfach zur Hilfe für die Rohingya aufgerufen und wird die benachbarten Länder Myanmar und Bangladesch Ende November besuchen.

 


Quelle:
KNA