Seenotrettungsschiff rettet 77 Menschen aus dem Mittelmeer

Familien seien durch Küstenwache getrennt worden

Immer wieder wagen Menschen den gefährlichen Weg der Flucht über das Mittelmeer. Die Besatzung der "Humanity 1" hat am Samstag 77 Menschen gerettet. Dabei sei der Rettungseinsatz von der libyschen Küstenwache gestört worden.

Archivfoto des Seenotrettungsschiffs "Humanity 1" der deutschen NGOs "United 4 Rescue" und "SOS Humanity" am Pier 56 im Hafen von Livorno. / © Marcello Valeri/ZUMA Press Wire/ (dpa)
Archivfoto des Seenotrettungsschiffs "Humanity 1" der deutschen NGOs "United 4 Rescue" und "SOS Humanity" am Pier 56 im Hafen von Livorno. / © Marcello Valeri/ZUMA Press Wire/ ( dpa )

Die Besatzung der "Humanity 1" hat am Samstagnachmittag 77 Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. "Derzeit befinden sich 77 Personen an Bord der 'Humanity 1' und werden von der Besatzung betreut, darunter auch Minderjährige. Viele Überlebende leiden an Unterkühlung", teilte die Organisation SOS Humanity am Samstagabend in Berlin mit. 

Nachdem die Rettung der Menschen abgeschlossen war, wiesen die italienischen Behörden Porto Empedocle als sicheren Hafen zu. Kurz darauf sei der weiter entfernte Hafen von Bari als Ort für die Ausschiffung der Geretteten zugewiesen worden, hieß es weiter. 

Lebensbedrohliches Verhalten der libyschen Küstenwache

Die Organisation übte zudem scharfe Kritik an der libyschen Küstenwache: Während der Rettung sei die Besatzung der "Humanity 1" durch Schüsse bedroht worden. "Als Einsatzleiter vor Ort war die 'Humanity 1' für die Durchführung des Rettungseinsatzes verantwortlich, welcher aufgrund des aggressiven und lebensbedrohlichen Verhaltens der sogenannten libyschen Küstenwache jedoch nicht abgeschlossen werden konnte", hieß es in der Mitteilung. 

Blick auf das Seenotrettungsschiff "Humanity 1". / © Marcello Valeri/ZUMA Press Wire (dpa)
Blick auf das Seenotrettungsschiff "Humanity 1". / © Marcello Valeri/ZUMA Press Wire ( dpa )

"Ihr Eingreifen führte dazu, dass Menschen ins Wasser sprangen und mindestens eine Person ertrank. Einige der Menschen wurden an Bord des libyschen Patrouillenboots gezwungen, wodurch Familienmitglieder voneinander getrennt wurden." Dieses Verhalten und das fehlende Eingreifen durch europäische Behörden führte zu "Tod und völkerrechtswidriger Rückführung von Menschen in ein Land, aus dem sie flohen", teilte SOS Humanity mit.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 3.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit Beginn des Jahres 2024 sind es demnach 220.

Quelle:
epd