Selenskyj dankt ukrainischen Kirchen für Unterstützung

Hilfe in der Not

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der autokephalen orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche des Landes für ihre Unterstützung im Krieg gegen Russland gedankt. Die Kirchen sammeln Spenden für die Streitkräfte.

Wolodymyr Selenskyj / © Francisco J. Olmo (dpa)
Wolodymyr Selenskyj / © Francisco J. Olmo ( dpa )

Er empfing die Oberhäupter beider Kirchen, Metropolit Epiphanius und Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, und weitere Geistliche am Freitag in einem Nebenraum der Sophienkathedrale in Kiew. 

Anlass war das Osterfest, das orthodoxe und griechisch-katholische Christen am vergangenen Sonntag feierten. Dabei würdigte Selenskyj deren Gebete und Hilfe für die ukrainischen Soldaten an der Front und im Hinterland, wie das Präsidentenbüro mitteilte.

Seelsorge für das Militär 

Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Metropolit Epiphanius von der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) erklärte, dass man einen gerechten Frieden wolle. Dieser sei nur möglich, "wenn wir den Feind besiegen". Der griechisch-katholische Großerzbischof Schewtschuk verwies darauf, dass seine Kirche bereits seit 2014 Militärseelsorge leiste, als russische Truppen die Krim und weitere ukrainische Regionen besetzten. 

Heute sei die griechisch-katholische Kirche in den besetzten Gebieten offiziell liquidiert und ihre Priester seien inhaftiert. "Es finden schreckliche Verfolgungen statt, viel schlimmere als zu Stalins Zeiten, weil die Instrumente der Kontrolle über die Menschen jetzt viel effektiver sind", so Schewtschuk.

Ukrainische Orthodoxe Kirche nicht eingeladen

Beide Kirchen sammeln Sachspenden und Geld für die ukrainischen Streitkräfte. Auch die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die sich erst im Mai 2022 vom orthodoxen Moskauer Patriarchat lossagte, organisiert derartige Hilfsaktionen. Sie war zu der Begegnung mit Selenskyj allerdings nicht eingeladen. 

Die Regierung in Kiew wirft Geistlichen der UOK Kollaboration mit Russland vor und will die Tätigkeit dieser Kirche daher massiv einschränken. Die Mehrheit der Ukrainerinnen und Ukrainer befürwortet laut Umfragen ein Verbot der UOK. Derzeit feiert die Kirche weiter Gottesdienste im berühmten Kiewer Höhlenkloster.

Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Sophienkathedrale ist der bedeutendste Sakralbau Kiews. Das Gotteshaus im Stadtzentrum untersteht keiner Kirche, sondern ist staatliches Museum. Die Unesco nahm es 1990 gemeinsam mit dem Höhlenkloster am Ufer des Dnipro in ihre Welterbeliste auf.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA