Serbisch-orthodoxe Kirche erkennt nordmazedonische Kirche an

Wieder in Eucharistischer Gemeinschaft

Nach langem Streit hat die serbisch-orthodoxe Kirche die von ihr abgespaltene orthodoxe Kirche Nordmazedoniens anerkannt. Erst vor einer Woche kam die Anerkennung durch das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel.

Denkmal der Heiligen Kyrill und Method in Ohrid (Nordmaztedonien) / © Harald Oppitz (KNA)
Denkmal der Heiligen Kyrill und Method in Ohrid (Nordmaztedonien) / © Harald Oppitz ( KNA )

Das Leitungsgremium in Belgrad, der Heilige Synod, sagte der nordmazedonischen Kirche "den Status der größtmöglichen Autonomie, die volle interne Unabhängigkeit" zu. Damit werde die vollständige eucharistische Gemeinschaft wiederhergestellt, die 1967 wegen der einseitigen Proklamation der Autokephalie (Eigenständigkeit) aufgekündigt worden sei.

Serbische und griechische Interessen berücksichtigt

Die volle Eigenständigkeit gewährte der Heilige Synod der nordmazedonischen Kirche nicht. Bisher hatte einzig das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die isolierte Kirche anerkannt – und das erst vor einer Woche. Es räumte der serbisch-orthodoxen Kirche zugleich das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien im Rahmen der "kanonischen Ordnung und der kirchlichen Tradition" zu regeln. Konstantinopel schloss jedoch den Begriff "mazedonisch" und jede andere Ableitung des Wortes "Mazedonien" im Kirchennamen aus. Das Ökumenische Patriarchat gab der Kirche stattdessen den Namen "Kirche von Ohrid" – die 40.000-Einwohner-Stadt gilt als historisches Zentrum des Christentums in dem Land.

Damit berücksichtigte Konstantinopel sowohl serbische als auch griechische Interessen. Griechenland hat eine eigene Region namens Mazedonien und pocht darauf, dass sich der nördliche Nachbarstaat nicht Mazedonien nennt. Die serbisch-orthodoxe Kirche zählt Nordmazedonien wie das ganze frühere Jugoslawien zu ihrem kanonischen Territorium und hat in der Hauptstadt Skopje ihren eigenen Bischof. Sie lehnte eine kirchliche Abspaltung von ihr bisher strikt ab.

46 Prozent der Mazedonier orthodox

Hintergrund: Die Kirche von Ohrid in der Geschichte

Die Auseinandersetzung um die mazedonische Kirche wurzelt tief in der Geschichte. Als Bischofssitz reicht Ohrid in frühchristliche Zeit zurück, ging möglicherweise in der Völkerwanderungszeit unter und blühte ab Ende des 9. Jahrhunderts im Bulgarischen Reich wieder auf - als eines der wichtigsten Zentren des altkirchenslawischen Schrifttums. 976 erhob Zar Samuel die Erzeparchie von Ohrid zum Patriarchat.

Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo am Ohrid-See / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo am Ohrid-See / © Harald Oppitz ( KNA )

1967 hatte sich die mazedonische Kirche – unter aktiver Beteiligung des Regimes des jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito – vom serbischen Patriarchat getrennt, das den Mazedoniern bereits 1959 ein "autonomes Statut" angeboten hatte. Für die Weltorthodoxie galt die neue Kirche als "schismatisch". Immer wieder baten in den vergangenen Jahren nordmazedonische Politiker das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., um Gewährung der Autokephalie.

Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 46 Prozent der Mazedonier zum orthodoxen Christentum, 32 Prozent zum Islam und 0,4 Prozent zur katholischen Kirche. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hatte 1920 die ihm seit 150 Jahren unterstehenden mazedonischen Bistümer der neuen serbischen-orthodoxen Kirche unterstellt. Vom 11. bis zum 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid eigenständig (autokephal). Der 1991 gegründete mazedonische Staat schikanierte die serbisch-orthodoxe Kirche mehrfach. Es gab Verhaftungen und sogar längere Gefängnisstrafen.

Quelle:
KNA