Slowenien feiert Weltbienentag als Nationalfeiertag

Der Kult um die Biene

In Slowenien gilt der Weltbienentag als inoffizieller Nationalfeiertag. Slowenien ist für die Ausrufung des UN-Gedenktags verantwortlich und feiert am 20. Mai den Geburtstag von Anton Janscha, dem Begründer der modernen Imkerei.

Autor/in:
Markus Schönherr
Bienen im offenen Bienenkasten / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bienen im offenen Bienenkasten / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Allerdings: In den vergangenen Jahren trieben die honigverliebten Slowenen den Kult um die Biene etwas zu weit, wie Biologen jetzt warnen.

Vom Bauernbub zum Hof-Imkermeister der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. So lässt sich der unglaubliche Lebensweg des Anton Janscha zusammenfassen. 1734 im slowenischen Dorf Breznica geboren, hatte sich Janscha schon früh für die Imkerei begeistert. Als Kind half er bei der Ernte der elterlichen Bienenstöcke mit. Was er noch nicht ahnen konnte: dass er das Handwerk ein paar Jahrzehnte später revolutionieren würde. "Die Bienenzucht ist tief in das Gewebe unserer Nation eingeflochten. Sie war von großer Bedeutung, lange bevor der Weltbienentag ausgerufen wurde", sagt Janez Presern, Bienenforscher am Landwirtschaftlichen Institut von Slowenien (KIS).

Auf Janscha geht etwa der "Krainer Bauernstock" zurück, eine Sonderart des Bienenstocks, bei dem lange, flache Kästen mit abnehmbaren Platten erstmals eine genaue Bestandsaufnahme des Bienenvolks erlaubten. 1769 ordnete Maria Theresia die Gründung einer Imkerschule an. Als deren erster Direktor wurde Janscha bestellt.

Jahrelange Forschung machten ihn außerdem zum Autor zahlreicher Standardwerke über Bienenzucht, -biologie und -wirtschaft.

Aber zurück zum Krainer Bauernstock. In Slowenien und Teilen Kärntens und der Steiermark entwickelte er sich zum Kulturgut - genauer gesagt: der Brauch, das Stirnbrett der Kästen bunt zu dekorieren.

Einerseits, weil es schön wirkte. Andererseits, weil es als Ehrerbietung galt: Wer fromm ist und Zeit in etwas investiert, der wird auch reich mit Honig belohnt.

Bepinselte Bienenbretter

Bis ins frühe 20. Jahrhundert bepinselten Bauernfamilien ihre Kästen mit biblischen Geschichten, mit Szenen aus dem Alltag, aber auch satirischen Darstellungen voll schwarzen Humors: Ein Däumling, der vor dem Hirschkäfer flüchtet, Tiere, die den Jäger zu Grabe tragen, ein Müller, der seine Frau einer Verjüngungskur unterzieht. Das älteste bemalte Bienenbrett stammt aus dem Jahr 1758.

In seinem Buch "Gebrauchsanweisung für Slowenien"  beschreibt der Autor Ales Steger sein Heimatland als "Honigland", die Einwohner als "bienenfleißiges Volk". Nicht weniger als 11.000 Profi- und Hobbyimker bewirtschaften in Slowenien an die 200.000 Bienenstöcke.

Von daher sei es nicht ungewöhnlich, schreibt Steger, wenn ein slowenischer Taxifahrer schon mal den Kofferraum öffne und Honig zum Kauf anbiete.

Fest steht: Die Slowenen lieben ihre Bienen ebenso wie deren Honig.

Zahl der Imker habe sich fast verdoppelt

Das fließt auch in ihre EU-Politik ein. Im April stimmten die EU-Parlamentarier einem Antrag Sloweniens zu, Honig-Verpackungen transparenter zu gestalten. Demnach soll Honig, der aus verschiedenen Staaten zusammengetragen wurde, seine Herkunftsländer in absteigender Reihenfolge auflisten. Ehrensache für die Slowenen.

Jedoch: Nur wenige Tage nach der Abstimmung schlug der südosteuropäische TV-Sender N1 Alarm. Experten und Hobbyimker meldeten sich zu Wort, um vor einem untragbaren Honig-Boom zu warnen.

Die Zahl der Imker habe sich in wenigen Jahren fast verdoppelt, von 6.000 auf 11.000, die Bienenstöcke seien von 130.000 auf 200.000 angewachsen.

Mehr Naturschutz gewünscht

"Es ist gut, dass die Menschen heute mehr über die Bedeutung von Bienen und Bestäubung wissen als in der Vergangenheit", erzählt Danilo Bevk, Forscher am Nationalen Institut für Biologie in Ljubljana. "Nicht gut ist, dass die Bienenzucht übermäßig populär wurde. "Landwirtschaft und Klimawandel hinterlassen immer weniger Nahrung für Bienen in der Natur. 

"Jetzt haben wir zwar mehr Bienen, doch sie sind hungriger und öfter krank", so der Wissenschaftler. Das erhöhe wiederum den Druck auf Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge und andere Insekten, die mit den Zuchtbienen um Nahrung konkurrierten.

Auch Biologe Presern pocht auf mehr Naturschutz, um Honigbienen und wilde Bestäuber zu schützen. Er verweist in dem Zusammenhang auf die honigverliebte Regierung in Ljubljana: Diese habe Förderungen nicht nur an landwirtschaftliche Imker vergeben, sondern auch an Hobby-Züchter - und den Imkertrend dadurch noch gefördert. 

Das versuchen die kommerziellen Imker nun zu unterbinden. Von ihnen gebe in Slowenien kaum mehr als 100. Der Appell des Experten: "Auch Imkerei ist eine Art der Tierhaltung. Sie bedeutet Verpflichtung, Verantwortung und sollte nicht bloß um des Habens willen betrieben werden."

Quelle:
KNA