Sloweniens Bischöfe kritisieren Urteil zu künstlicher Befruchtung

"Nicht der richtige Weg"

In Slowenien ist künstliche Befruchtung seit Jahren ein Streitthema. Alleinstehenden und homosexuellen Frauen war die Option medizinisch unterstützter Fortpflanzung bisher vorenthalten. Das soll sich jetzt ändern.

Symbolbild Ultraschallbild nach Künstlicher Befruchtung / © Natalia Deriabina (shutterstock)
Symbolbild Ultraschallbild nach Künstlicher Befruchtung / © Natalia Deriabina ( shutterstock )

Sloweniens katholische Bischöfe haben das jüngste Urteil des Verfassungsgerichts zu künstlicher Befruchtung kritisiert. Am Dienstag hatten die Richter in Ljubljana ein Verbot gekippt, wonach die Option einer künstlichen Befruchtung Alleinstehenden und Frauen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verwehrt blieb. Das Parlament müsse das entsprechende Gesetz innerhalb eines Jahres reformieren, urteilte das Gericht.

Kritik an neuem Familienbild

Sloweniens Bischöfe drückten am Mittwoch ihr "Bedauern" über die Entscheidung aus. "Wir verstehen diese Entscheidung als einen weiteren Schritt zur Demontage des Ideals der Familie als Grundbaustein unserer Gesellschaft", hieß es in einer Erklärung der nationalen Bischofskonferenz. Realität sei, dass nicht jedes Kind in einer traditionellen Familie aufwachse. Kindern jedoch vorsätzlich einen Elternteil vorzuenthalten, sei nicht der richtige Weg für die Gesellschaft.

Das Thema spaltet die südosteuropäische Nation schon länger. Liberale Parlamentsabgeordnete hatten 2020 eine verfassungsrechtliche Prüfung des Verbots der künstlichen Befruchtung für alleinstehende und lesbische Frauen durchgesetzt. Mit der angeordneten Reform werde "eine der größten Ungerechtigkeiten korrigiert", kommentierte die Partei der Linken in Slowenien das aktuelle Urteil.

Künstliche Befruchtung

Künstliche Befruchtung zielt darauf ab, eine Schwangerschaft mit Hilfe medizinischer Verfahren herbeizuführen. Sie soll Paaren zu Nachwuchs verhelfen, deren Babywunsch seit längerer Zeit unerfüllt bleibt.

Das weltweit erste "Retortenbaby" kam 1978 in England zur Welt, das erste deutsche 1982 in Erlangen. Seitdem steigen die Zahlen. 2015 wurden in der Bundesrepublik erstmals über 20.000 Jungen und Mädchen mit Hilfe der Reproduktionsmedizin geboren. Zum Vergleich: 2011 waren es laut offiziellem Register erst 7.000. Weltweit sind es mittlerweile mehr als acht Millionen.

Künstliche Befruchtung / © Waltraud Grubitzsch (dpa)
Künstliche Befruchtung / © Waltraud Grubitzsch ( dpa )
Quelle:
KNA