In diesen Schritten läuft die Priesterausbildung im Erzbistum Köln ab:
Die Bewerbung
Ein Füller, ein Blatt Papier und einen Umschlag sind das Handwerkszeug für den ersten Schritt in die Priesterausbildung. "Viele Bewerber sind erst mal irritiert, wenn sie hören: Ihr müsst eine handschriftliche Bewerbung schreiben", lacht Regens Regamy Thillainathan, der Leiter der Priesterausbildung im Erzbistum Köln. "Aber uns ist wichtig, dass die Bewerbung kein Schnellschuss ist. Wer mit der Hand schreibt, der nimmt sich Zeit und schreibt viel bewusster."
Ausschlaggebender als die Bewerbung ist aber das persönliche Gespräch. Jeder Bewerber führt zwei Gespräche mit dem Seminarvorstand. "Begeisterungsfähigkeit und Neugier ist das, was die Kandidaten mitbringen müssen. Und ein grundlegendes Interesse an der Priesterberufung“, so Thillainathan. "Wer im ersten Gespräch allerdings schon vor Klerikalismus strotzt, der hat keine guten Karten."
Ausgehend von Bewerbung und Gesprächen gibt die Leitung des Priesterseminars ein Votum für oder gegen die Kandidaten ab. Die letzte Entscheidung über die Aufnahme in die Ausbildung trifft der Kölner Erzbischof anhand der Aktenlage persönlich.
Vorbereitungs- und Orientierungsjahr
Wenn der Erzbischof sein "Go" gegeben hat, starten die jungen Männer – jetzt als Priesteramtskandidaten – in die Ausbildung. An die Universität geht es allerdings noch nicht. "Ein Jahr lang heißt es: Arbeit an der Basis", erläutert der Regens. "Wer Priester werden möchte, der darf keine Berührungsängste haben, sondern muss auf jeden Menschen zugehen können." Deshalb gehört ein Sozialpraktikum zum Pflichtprogramm: Einen Tag in der Woche engagieren sich die jungen Männer im Hospizdienst, im Krankenhaus, im Gefängnis, in der Arbeit mit Wohnungslosen oder anderen karitativen Einrichtungen.
In diesem Jahr, dem sogenannten "Propädeutikum" (von griech. "im Voraus unterrichten"), nimmt auch die Beschäftigung mit dem eigenen Gebetsleben und der Bibel viel Raum ein. Am Ende haben die Kandidaten die Bibel nicht nur einmal komplett gelesen, sondern sind auch ins Heilige Land an die biblischen Orte gereist. "Für viele unserer Kandidaten entscheidet sich in diesem Jahr, ob der Weg ins Seminar der Richtige war", erläutert Regens Thillainathan. Man halte an niemandem fest, bei dem ein Zweifel an der Eignung zum Priester bestehe. Ein "Scheitern der Berufung" sei der Austritt aus dem Seminar aber in keinem Fall: "Jeder dieser jungen Männer ist ein Geschenk Gottes – egal, wo er seine Berufung im Leben finden mag."
Das Studium
Auf das Vorbereitungsjahr folgt in der Regel ein Hochschulstudium der Theologie. Studienorte sind die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn, sowie die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in Köln. Dort erwerben die Kandidaten ihren wissenschaftlichen Abschluss.
Während der Priesterausbildung wohnen die jungen Männer nur zum Teil im Priesterseminar. Mindestens zwei Jahre sollen sie in dezentralen Wohngemeinschaften leben, in denen sie sich selbstverantwortlich um Studium und Haushalt kümmern. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Priester brauchen, die das Leben der Menschen teilen." Wie ihre Mitstudierenden an der Hochschule sollen die Kandidaten laut Regens Thillainathan auf der einen Seite das Studentenleben in aller Freiheit genießen können, dabei aber auch Eigenverantwortung und selbstständiges Leben lernen. In dieser Zeit sollen sie auch die Gemeinden vor Ort besser kennenlernen.
Priester werden ohne Abitur
Ein Abitur ist für die Priesterausbildung kein Muss. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung können die Kandidaten ihr Studium auch im "Studienhaus St. Lambert" in Lantershofen bei Bonn absolvieren. Die theologische Ausbildung dort dauert in der Regel vier Jahre und findet überwiegend im dortigen Seminar statt.
Ausbildung in der Gemeinde
Schon während des Propädeutikums und des Studiums leben und arbeiten die Seminaristen in Gemeinden und anderen seelsorglichen Feldern mit, um erste Erfahrungen zu sammeln. Außerdem besuchen sie seminarinterne Kurse, etwa in Stimmbildung oder Sprecherziehung.
"Nach dem Studium liegt der Fokus des Ausbildung klar auf der Praxis", so Regens Thillainathan. "Unsere Seminaristen ziehen vor Ort in ihre Ausbildungspfarrei und kommen nur noch wochenweise für Kurse ins Haus."
In den Gemeinden übernehmen die jungen Männer erste liturgische Dienste und unterstützen die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den verschiedensten Bereichen: von Krankenbesuchen bis hin zur Hilfe bei den Gottesdiensten.
Diakonen- und Priesterweihe
Nach dem ersten Jahr in der Gemeinde folgt in der Regel die feierliche Weihe zum Diakon. Zu den bisherigen Aufgaben übernehmen die Männer dann häufiger Predigten in Eucharistiefeiern, assistieren bei Trauungen und spenden das Sakrament der Taufe. Sie arbeiten spätestens jetzt gleichberechtigt im Seelsorgeteam vor Ort mit. Nach einem weiteren Jahr folgt dann die Priesterweihe.
Vorbei ist die Ausbildung damit allerdings nicht, so Regens Regamy. In den darauffolgenden Jahren bleiben die neuen Priester noch in einer fortlaufenden Weiterbildung. "Sie werden von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen begleitet und parallel zur Praxis für wichtige Themen sensibilisiert, etwa für Prävention und Aufklärung von sexualisierter Gewalt. Dazu gehört auch das Gespräch mit Betroffenen."
Individualität und Raum für die eigenen Talente
Die Priesterausbildung sei zwar immer gleich aufgebaut, aber im Einzelfall immer wieder flexibel, erklärt Thillainathan. Der Fokus liege auf der individuellen Persönlichkeitsentwicklung der Seminaristen. "Für uns ist wichtig, dass unsere angehenden Priester nicht nur ihr Handwerkszeug lernen, sondern zu selbstbestimmten, reflektierten und zugewandten Seelsorgern werden. Dazu gehört dann auch, die jeweils eigenen Talente zu fördern, und dem Raum zu geben."
Je nach Entwicklung – und auch nach Wunsch der Kandidaten – könne die Ausbildung dann auch kürzer oder länger werden. "Am Ende kommt es nicht auf die Zeit an, sondern darauf, dass unsere Priester gut auf ihren Dienst vorbereitet sind – und darauf, dass sie Freude an ihrer Berufung haben."