Es ist ein sonniger Sonntagmorgen in Köln. Die Straßen der Altstadt sind erfüllt vom Rhythmus der Menschen, die in die Wahllokale strömen. Ihre Schritte hallen auf dem Pflaster, die Stadt scheint gleichzeitig in Bewegung und doch in einer ruhigen Erwartung zu verharren. Einige werfen einen letzten Blick auf ihre Wahlbenachrichtigungen, andere eilen mit festem Schritt vorbei.

Am Rathaus steht Stadtdechant Kleine, in einem dunklen Mantel und einem bunten Schal. Mit beiden Händen hält er seinen Wahlschein. "Es ist wichtig, das Recht wahrzunehmen, eine demokratische Regierung zu wählen", sagt er, als er durch die geöffnete Tür des Rathauses tritt. "Ich habe ein zweigeteiltes Gefühl", fügt er hinzu. "Wir leben in einer Zeit, die nicht einfach ist."
Im Rathaus herrscht eine gedämpfte Atmosphäre. Während er darauf wartet seine Stimme abzugeben, taucht eine Frau auf, die in einem bunten Kostüm steckt. Sie begrüßt den Dechanten, doch ihre Gedanken sind bei der Wahl. "Morgens habe ich noch überlegt, wen ich wähle", sagt sie, "aber eigentlich wollte ich den Karneval feiern und die Politik vergessen." Dieser Moment spiegelt das Paradox des Wahlsonntags in Köln perfekt wider.
Wie wird es weitergehen?
Die Rheinpromenade ist rappelvoll. Menschen spazieren, sitzen auf den Wiesen oder genießen ihren Kaffee in den Cafés. Alle genießen die warmen Sonnenstrahlen. An einer Bank stehen drei Jugendliche und diskutieren. "Ich hatte ein angespanntes Gefühl beim Wählen", sagt einer von ihnen. "Ich war sehr unentschlossen." Ein anderer fügt hinzu:
"Gestern beim Feiern haben wir auch darüber gesprochen. Aber ich habe Angst, dass die Rechten zu viele Stimmen bekommen. Es wird sich vieles verändern, wenn die falschen Entscheidungen getroffen werden." Seine Stimme verrät Besorgnis. "Es war eher locker, schnell entschieden", sagt der dritte Jugendliche. Keine Sorge, keine großen Fragen, einfach eine schnelle Wahl.
Weiter die Promenade entlang steht ein Paar. Der Blick der Frau ist auf den Rhein gerichtet. Auch sie sprechen über die Wahl. "Ich darf erst seit Kurzem wählen", erzählt die junge Frau.

"Es war mir nicht sofort klar, was ich tun sollte, aber in der Kabine wusste ich dann, was richtig ist. Ich hoffe nur, dass wir eine bestimmte Partei verhindern können. Die Zukunft ist unsicher, aber ich glaube nicht, dass jemand alleine regieren kann. Es wird wohl zu Stillstand kommen, da müssen sie sich einigen." Ihre Worte hallen nach.
In der Nähe des Heumarkts sitzt eine Gruppe von Karnevalisten auf einer Bank, die sich noch unschlüssig besprechen. "Es ist beängstigend", sagt eine Frau. "Die rechte Partei wird zu stark, wenn wir nicht aufpassen." Der Karneval, der eigentlich Anlass zur Freude sein sollte, wird von den politischen Spannungen überschattet.
Gottesdienst zu Karneval und Wahlen
Die Glocken der Kirche läuten und kündigen den "Sing and Pray"-Gottesdienst an, der den Wahlsonntag begleitet soll. Die evangelische Gemeinde in Lövenich möchte mit diesem Gottesdienst den Blick weiten und die Ohren öffnen. Die Menschen singen kölsche Lieder und beten gemeinsam. Ein Moment, der Hoffnung und Trost schenkt.
Gegen 18 Uhr flimmern die ersten Wahlprognosen über die Handys. Die AfD wird als zweitstärkste Partei genannt, die CDU gewinnt, aber keine Koalition scheint sicher. Die Stimmung ist angespannt, während die Gemeinde weiterhin singt.

"Karneval und Wahlen sind beides Übergangssituationen", erklärt Kirchenmusiker Frederik Stark nach dem Gottesdienst. "Karneval ist vor der Fastenzeit, ein Moment des Überdenkens, genau wie Wahlen die Schwelle zu etwas Neuem sind. Karneval und Demokratie sind Ausdrucksformen von Freiheit deshalb passt beides gut zusammen", erklärt er.
Die späten Stunden des Wahlabends
In den späten Stunden versammeln sich viele Kölner vor ihren Fernsehern. Die Menschen verfolgen nervös die öffentlich-rechtlichen Sender. Wie wird es weitergehen? Wird sich die politische Landschaft verändern? Und so endet der Wahlsonntag in Köln. Ein Stadtbild im Umbruch, zwischen Hoffnung und Sorge, zwischen Karneval und Politik. Der Blick nach vorn bleibt gespannt – was wird die Zukunft bringen?