Papst Franziskus hat mit Zehntausenden Gläubigen in Rom für die Opfer des neuerlichen Londoner Anschlags gebetet. Gott möge "die Wunden des Krieges und des Terrorismus heilen", sagte er nach der Messe zu Pfingsten auf dem Petersplatz.
Dabei erinnerte er besonders an die "unschuldigen Bürger", die in London Ziel des jüngsten Terrorangriffs wurden. "Der Heilige Geist gebe der ganzen Welt Frieden, heile die Plage des Krieges und des Terrors, auch in dieser Nacht in London hat es unschuldige Zivilisten getroffen", betete er.
Beistandsbekundungen per Twitter
Bereits kurz nach ein Uhr morgens deutscher Zeit, da setzte der Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, Kardinal Vincent Nichols einen Tweet ab. Darin sagte er den Opfern, dass er sie in sein nächtliches Gebet einschließe.
Auch der Kölner Stadtdechant Msgr. Robert Kleine reagierte via Twitter auf den Terrorangriff. Er ist derzeit in Liverpool unterwegs. "Furchtbar, dass jetzt Terror und Gewalt wieder London trifft", schreibt er.
Kardinal Marx gedenkt der Terroropfer von London
Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat beim Pfingstgottesdienst der Opfer des Terroranschlags von London gedacht. Gleichzeitig rief der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag dazu auf, Terror und Gewalt die christliche Botschaft entgegenzusetzen. Zwar zeigten die schrecklichen Ereignisse auf dem Globus immer wieder, dass die Mächte der Gewalt und des Bösen immer wieder auferstünden. "Aber wir wissen: Die Macht Christi ist stärker! Er ist stärker als der Tod, als die Sünde, als die Angst."
Christen hätten die Verpflichtung, diese Botschaft gegen alle Angst und alle Gewalt zu setzen. Gleichzeitig warnte Marx davor, sich zurückzuziehen, "sich zu verkrampfen auf das eigene Ich". Der Blick auf die ganze Welt als Menschheitsfamilie sei aktuell zwar eher getrübt. Manche kritisierten heute den sogenannten Universalismus und plädierten dafür, dass jede Nation und jeder Mensch für sich seien sollte, gemäß dem Motto "Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht", so der Kardinal. "Ein schlichtes Weltbild, und ein schlechtes Weltbild." Besonders Christen sollten ein Gegenzeugnis abliefern, "ein Zeugnis dafür, dass Gottes Geist wirksam ist, dass dieser Geist die ganze Welt in Bewegung halten kann, auf das Bessere hin, auf die Liebe hin, auf die Gerechtigkeit hin".
Nach neuem Terrorangriff noch mehr zusammenrücken
Der anglikanische Bischof von Leicester, Martyn Snow, hat die Menschen aufgefordert, noch stärker zusammenzurücken. "Wir müssen unsere Wut nutzen, um unsere Bemühungen zu verdoppeln, starke Beziehungen mit all jenen aufzubauen, mit denen wir leben und arbeiten, um zu beweisen, dass wir zusammenstehen", betonte der Bischof in einer Erklärung, wie die Zeitung "Leicester Mercury" berichtete.
Er fügte hinzu, dass es nach dem dritten Terrorangriff in Großbritannien in nur drei Monaten "einfach für uns wäre, der Angst nachzugeben und der Versuchung, andere zu beschuldigen". Snow mahnte zur Ruhe und zu einer "maßvollen Antwort". Die Menschen sollten "ruhig bleiben, aber auch wachsam", mit dem täglichen Leben fortfahren und eine "widerstandsfähige Gemeinschaft" beibehalten.
"Die Bibel spricht davon, dass uns nicht ein Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstdisziplin gegeben wurde", betonte der Bischof und fügte hinzu: "Jesus lehrt uns, unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen."
Der anglikanische Primas Justin Welby, das geistliche Oberhaupt der Kirche von England, erklärte am Sonntag, Terroristen wollten die Menschen spalten. "Sie wollen, dass wir einander hassen", schrieb er auf Facebook. Aber genau wie die Bürger von Manchester nach dem Anschlag Ende Mai würden die Londoner mit offenen Herzen, mit Mut, Widerstand und Entschlossenheit reagieren.
Zentralrat der Muslime verurteilt Londoner Anschlag
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat den Terroranschlag in London verurteilt. Nach den "furchtbaren Nachrichten aus London" seien seine Gedanken und Gebete bei den Opfern und ihren Familien, schrieb Mazyek auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir verurteilen die Gewalt der Mörder", erklärte der Vorsitzende des in Köln sitzenden Zentralrats, der zurzeit auch Sprecher des Koordinationsrats der Muslime der vier größten deutschen Islamverbände ist.
Auch die evangelische Kirche reagierte entsetzt
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verurteilte jede Art von religiös motivierter Gewalt. Diese Täter seien der Überzeugung, sie leisteten damit Gott einen Dienst, sagte Bedford-Strohm am Sonntag in seiner Pfingstpredigt in München.
Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass auch die "Leute, die in London Menschen umgefahren haben und mit Messern auf sie losgegangen sind, solche Gedanken im Kopf hatten", sagte der bayerische Landesbischof. Dabei sei die Vorstellung, im Namen Gottes zu töten, die "größte Gotteslästerung", betonte der Theologe.
Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge sagte in seiner Predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, es dürfe keine Gewalt im Namen der Religion geben. Er zeigte sich entsetzt über die Feigheit und Brutalität der Täter und betete für die Opfer und ihre Angehörigen.
Botschaften nach London
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister schrieb in einer Botschaft an den Bischof von Leeds, Nick Baines, sein Mitgefühl und seine Anteil seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. "Mögen wir gemeinsam für unsere Freiheit und unsere Rechtsstaatlichkeit auftreten und allen Feinden ein Zeichen geben, dass Terror und Gewalt eine schändliche Bosheit sind, die von keiner Religion jemals gerechtfertigt werden können." Meister und Baines sind Co-Vorsitzende der gemeinsamen Meißen-Kommission der EKD.
Auch in Nordrhein-Westfalen predigten die leitenden Geistlichen der katholischen und evangelischen Kirche am Pfingstsonntag. Der rheinische Präses Manfred Rekowski rief die Kirche zu Mut zur Veränderung auf. "Gott ist wahrscheinlich mobiler und flexibler als wir", sagte Rekowski in seiner Predigt zur Wiedereinweihung der Evangelischen Heilandkirche in Bonn-Bad Godesberg laut Redetext. Das könne trösten in Zeiten, "wo wir mit leichtem Gepäck unterwegs sein müssen, und in Zeiten, wo wir nicht mehr alle Kirchen und Gemeindehäuser halten können".
Der Oberrabbiner von Großbritannien, Ephraim Mirvis, sagte, man werde sich nicht einschüchtern lassen. Zudem werde man nicht erlauben, dass Werte wie Frieden und Toleranz herabgesetzt werden.Deutsche Politiker
Die Bundesregierung reagierte mit Bestürzung auf den Anschlag in London. "Ich denke in diesen Stunden in Anteilnahme und Solidarität an unsere britischen Freunde und an alle Menschen in London", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Deutschland stehe im Kampf gegen jede Form von Terrorismus fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens, versicherte die Kanzlerin.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entsetzt. "Die Kaltblütigkeit, mit der die Täter Passanten in London attackiert haben, ist verabscheuenswürdig und lässt uns in Trauer zusammenstehen", erklärte Steinmeier. Bei dem Anschlag in der Nacht zum Sonntag wurden mindestens sechs Menschen getötet worden. 48 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
Reaktionen aus London
Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einer "gezielten und feigen Attacke" auf unschuldige Londoner und Besucher. Die britische Innenministerin Amber Rudd nannte die Attacke "entsetzlich". Diese habe sich gegen Menschen gerichtet, die sich mit ihren Freunden und Familien amüsiert hätten. Unter diesen "schwierigen und traumatischen Umständen" sei sie vor allem der Polizei und den Sicherheitskräften für ihren schnellen Einsatz dankbar, so die Innenministerin. Khan dankte den Sicherheitskräften und sagte, London sei eine der sichersten Städte der Welt. Er verurteile Anschläge wie diesen als "barbarische Attacken". Der Oberrabbiner von Großbritannien, Ephraim Mirvis, sagte, man werde sich nicht einschüchtern und kleinkriegen lassen. Zudem werde man nicht erlauben, dass Werte wie Frieden und Toleranz herabgesetzt werden.
Die britische Premierministerin Theresa May unterbrach ihren Wahlkampf. Noch am Sonntagmorgen werde das Sicherheitsgremium Cobra zu einer Sitzung zusammenkommen, teilte die britische Regierung mit. Viele Verletzte befänden sich in kritischem Zustand. Das sagte Premierministerin Theresa May nach einer Sitzung ihres Krisenkabinetts am Sonntagmorgen. Rund 50 Verletzte werden derzeit in Londoner Krankenhäusern behandelt.
Weltpolitiker
US-Präsident Donald Trump habe May noch in der Nacht telefonisch sein Mitgefühl ausgesprochen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Auf Twitter schrieb Trump: "Was auch immer die Vereinigten Staaten tun können, um in London und im Vereinigten Königreich zu helfen, wir werden da sein". Der französische Staatspräsidenten Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich stehe nach der "neuen Tragödie" an der Seite Großbritanniens. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien."
Bei einem Terrorangriff in London der Nacht zum Sonntag sind mindestens sieben Menschen getötet worden. Die Angreifer waren am späten Samstagabend mit einem Transporter auf der London Bridge in Passanten gefahren. Anschließend attackierten sie am Borough Market in der Nähe der Brücke Menschen in Restaurants und Bars. Drei Angreifer wurden nach Angaben der Polizei durch die Einsatzkräfte getötet.