DOMRADIO.DE: Wie genau tun Sie das denn, die katholische Kirche vermarkten?
Julia Geppert (Redakteurin in der Pressestelle des Bistums Münster): Wir sind zu viert. Ich bin eine der vier Sinnfluencer. Uns geht es darum, in den sozialen Netzwerken, wo sich junge Menschen vornehmlich bewegen, zu zeigen, dass die katholische Kirche als Arbeitgeber Chancen bietet, auch Spaß macht, aber natürlich auch Herausforderungen stellt. Unser Bischof Felix Genn hat es im Zuge der Arbeitgeber-Kommunikation mal auf den Punkt gebracht. Er hat gesagt: So schlecht ist der Laden gar nicht. Das wollen wir auch als Sinnfluencer zeigen - indem wir die Menschen, die uns vor allem auf Instagram und Facebook folgen, in unseren Arbeitsalltag mitnehmen.
Ich bin als Redakteurin unterwegs- und eben auch bei den Sinnfluencern. Ralf Meyer ist ein Priester, der als Sinnnfluencer mit dabei ist. Sonja Stratmann ist als Pastoralreferentin bei uns und Maria Bäumer ist Auszubildende hier im Generalvikariat. Wir versuchen, unsere Follower und Freunde je nach sozialem Netzwerk einfach mitzunehmen und zu berichten, was wir den Tag über machen.
DOMRADIO.DE: Sie sind Redakteurin in der Pressestelle beim Bistum Münster. Vielleicht nehmen Sie uns mal mit in Ihren Arbeitsalltag. Was ist denn ein ganz konkreter Moment Ihrer Arbeit, über den Sie sagen würden: Da könnten doch alle mal sehen, was ich hier mache. Das macht mir Spaß. Das ist sinnvoll.
Geppert: Ich bin auch für Kommunikationsberatung zuständig, das heißt, ich bin unterwegs im gesamten Bistum, in Vereinen, bei Verbänden und beantwortete Fragen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Das ist ein großes Thema, was nicht nur im Generalvikariat auf dem Plan steht, sondern eben auch in der Fläche - da, wo Kirche wahrgenommen wird. Es macht einfach Spaß, da unterschiedliche Menschen kennenzulernen, die sich ehrenamtlich größtenteils mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit befassen.
Es is schön, da Herzblut reinzulegen, Tipps zu den Themen Webseite, Social-Media, Kommunikationskonzepte oder Pfarrbriefe zu geben, zu bestärken, zu unterstützen und auch zu sagen: Wenn ihr Fragen habt, dann meldet euch doch bei uns hier in der Bildungsverwaltung. Später bekommt man dann zum Beispiel Ansichtsexemplare mit der Nachricht: Danke für Ihre Beratung und für Ihre Tipps. Das macht schon Spaß.
DOMRADIO.DE: Sie posten aber auch Beiträge unter dem Hashtag "#bittemehrkaffee". Heißt das, manchmal ist das auch ermüdend, was Sie da tun?
Geppert: Nein, ist es nicht. Es ist natürlich manchmal anstrengend, klar. Aber das muss ja nichts Negatives sein. Der Hashtag #bittemehrkaffee hat tatsächlich damit zu tun, dass ich gelernte Nachrichten-Redakteurin bin, also Journalistin. Da gehört Kaffee einfach irgendwie dazu. Das hat sich auch mit dem Wechsel zum Bistum Münster nicht geändert.
DOMRADIO.DE: Diese Sinnfluencer sind Teil einer Kampagne, mit der das Bistum zeigen möchte, dass die katholische Kirche ein attraktiver Arbeitgeber ist. Fehlen denn da Bewerber?
Geppert: Wir haben, wie andere Unternehmen auch, natürlich mit der Tatsache zu tun, dass sich weniger Menschen bei uns bewerben. Das ist die eine Geschichte. Zum anderen sind, glaube ich, viele Berufsbilder, die es bei der katholischen Kirche gibt, in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt. Dass hier etwa Redakteure und Redakteurinnen arbeiten, hat gar nicht jeder auf dem Schirm.
Wir möchten damit auch dazu anregen, zu sagen: Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber, auch im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern. Und auch, wenn es etwa um Verwaltungsausbildung geht.
DOMRADIO.DE: Manchmal wirkt es ja ein bisschen gewollt, wenn Kirche versucht, in diese jungen Bereiche reinzukommen. Haben Sie nicht die Sorge, dass das auch bei den Sinnfluencern passieren könnte?
Geppert: Ich hoffe natürlich, dass das nicht so ist. Wir haben in den Vorbereitungen vor dem Start der Sinnfluencer überlegt, wer von den vier Sinnfluencern eigentlich wie und in welchem sozialen Netzwerk aktiv sein kann. Das hat mit den Zielgruppen zu tun. Ich bin mit 38 die Älteste der vier und werde mich vornehmlich bei Facebook bewegen. Maria ist die Jüngste von uns. Sie wird vornehmlich bei Instagram unterwegs sein.
Da überlegen wir uns also schon: Wer kann denn wie authentisch rüberkommen. Wir haben selbst die Entscheidung darüber, was wir posten, wie oft wir posten, wann wir das machen, in welcher Form - ob Video, Foto oder Story. Da ist man nicht komplett privat, da ist man auch nicht komplett dienstlich, da ist man in der Mitte. Das hat natürlich damit zu tun, dass Arbeit - zumindest für mich - mehr ist, als nur ein Job, den man von neun bis fünf erledigt.
Das Interview führte Verena Tröster.