Kirchen in Russland gratulieren Friedensnobelpreisträger Muratow

"Solche Menschen wünschen wir uns"

"Ausgezeichneter Journalismus": Die evangelisch-lutherische und die katholische Kirche in Russland haben dem Chefredakteur der Moskauer Zeitung "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, zum diesjährigen Friedensnobelpreis gratuliert.

Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow / © Alexander Zemlianichenko (dpa)
Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow / © Alexander Zemlianichenko ( dpa )

"Ich freue mich, dass unser unabhängiger Journalismus durch den Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird", sagte der evangelisch lutherische Erzbischof Dietrich Brauer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. "Außerdem schließe ich mich seinen eigenen Worten an, dass dieser Preis einer ganzen Reihe herausragender Journalisten der 'Nowaja' gilt, die in den vergangenen 20 Jahren ermordet wurden."

Der Generalsekretär der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Pater Stephan Lipke, sagte der KNA: "Der Friedensnobelpreis für Maria Ressa und Dmitri Muratow zeigt, dass der Jury am Herzen liegt, was Papst Franziskus ebenfalls nicht müde wird zu betonen, nämlich dass wir für unser menschliches Zusammenleben dringend Menschen brauchen, die mutig und aufrichtig nach der Wahrheit suchen; denen die Würde des Menschen und die Gerechtigkeit wichtig sind."

"Solche Menschen wünschen wir uns"

Er fügte hinzu: "Solche Menschen wünschen wir uns in Gesellschaft und Kirche."

Muratow selbst sieht die Preisverleihung auch als Auszeichnung für sechs ums Leben gekommene Journalistenkollegen bei der Zeitung "Nowaja Gaseta". In Wahrheit sei der Preis für Juri Schtschekotschichin, Igor Domnikow, Anna Politkowskaja, Anastasia Baburowa, Stanislaw Markelow und Natascha Estemirowa, sagte er am Freitag gegenüber russischen Medien. "Sie sind bei der Verteidigung des Rechts auf freie Meinungsäußerung gestorben", so Muratow, der einer der Gründer der Zeitung ist.

Der Friedensnobelpreis könne nicht posthum verliehen werden, sondern nur an lebende Personen. Die Zeitungsredaktion werde über die Verwendung des Preisgeldes entscheiden, so der Chefredakteur. Ein Teil werde mit Sicherheit einer Stiftung für Kinder mit seltenen schweren Krankheiten gespendet.

Auch der Kremlsprecher gratuliert

Kremlsprecher Dmitri Peskow beglückwünschte den Friedensnobelpreisträger ebenfalls. Muratow widme sich konsequent seinen Idealen. "Er ist talentiert, er ist mutig", so Peskow.

Das Norwegische Nobelkomitee hatte die Vergabe des Friedensnobelpreises an die philippinische Journalistin Maria Ressa und Muratow am Freitag in Oslo bekanntgegeben. Damit werde ihr mutiger Einsatz zur Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit gewürdigt.

"Freier, unabhängiger und faktenbasierter Journalismus dient dem Schutz vor Machtmissbrauch, Lügen und Kriegspropaganda", erklärte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. Muratow habe sich trotz Morden und Drohungen geweigert, die Unabhängigkeit seiner Zeitung aufzugeben, und sich konsequent für die Rechte von Journalisten eingesetzt.


Quelle:
KNA