Australien steht in Flammen

Solidarität, Finanzhilfen und viel Kritik

Australien brennt. Ganze Landstriche sind zerstört, Gebäude niedergebrannt, Tausende Menschen evakuiert, unzählige Tiere tot. Ein Ende ist nicht in Sicht. Premier Morrison verspricht Hilfe - steht jedoch auch in der Kritik.

Autor/in:
Michael Lenz
Löschflugzeug im Einsatz / © serpeblu (shutterstock)

Australien brennt - Millionen Hektar Land wurden durch die anhaltenden und immer wieder auflodernden Buschfeuer bereits zerstört. Die katholische Bischofskonferenz Australiens reagierte mit einer "nationalen Initiative" auf die verheerenden Brände. Von einem "Grauen", das "uns mit unserer Ohnmacht vor der verheerenden Naturgewalt konfrontiert", sprach Erzbischof Mark Coleridge, Vorsitzender der Bischofskonferenz, in einer in dieser Woche veröffentlichte Erklärung.

Das Grauen wird in den kommenden Tagen weitergehen. Nach einer kurzen Atempause durch kühlere Temperaturen und etwas Regen prophezeien die Wetterexperten für das Wochenende wieder einen Temperaturanstieg auf mindestens 40 Grad. Damit steigt auch die Waldbrandgefahr wieder.

Aktuell lodern mehr als 300 Brände in New South Wales und Victoria. Seit dem Ausbruch der Feuer im Oktober sind mindestens 25 Menschen in den Flammen umgekommen. 10,6 Millionen Hektar Wald- und Buschland fielen dem Feuer zum Opfer. Das entspricht der Fläche von Bayern und Baden-Württemberg. Mehr als 2.000 Gebäude wurden bislang zerstört, darunter auch eine katholische Kirche und andere kirchliche Immobilien. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.

Mehr als eine Milliarde verbrannter Wildtiere?

Der Experte für Terrestrische Ökologie der Universität Sydney, Chris Dickman, schätzt die Zahl der verbrannten Wildtiere inzwischen auf mehr als eine Milliarde. Australien weise schon seit vielen Jahren "die weltweit höchste Rate an vom Aussterben bedrohten Säugetieren auf", sagt er. "Es sind Ereignisse wie dieses, die das Aussterben einer Reihe anderer Arten beschleunigen können."

Die Waldbrände befeuern die in Australien seit vielen Jahren kontrovers geführte Diskussion über den Klimawandel. Die Mehrheit der Bevölkerung, der Medien und Wissenschaftler sehen die weltweite Erwärmung als wesentliche Ursache für die seit fast zwei Jahren anhaltende Dürre, die jetzt als Brandbeschleuniger wirkt. Der konservative australische Premierminister Scott Morrison weist jedoch jeden Zusammenhang zwischen Waldbränden und Klimawandel zurück.

Kritiker werfen ihm vor, der australischen Kohleindustrie eine höhere Priorität einzuräumen als dem Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels. Ende Dezember lehnte Morrison es ab, durch "unbesonnene Klimaziele" Arbeitsplätze zu gefährden und "traditionelle Industrien" aufzugeben. Die Förderung von Kohle ist Australiens wichtigster Wirtschaftsfaktor. Drei Viertel der Kohle mit einem Wert von umgerechnet 42 Milliarden Euro werden exportiert.

Unmut erregte der Regierungschef zudem sowohl mit seinem Weihnachtsurlaub auf Hawaii als auch mit seiner Teilnahme an der opulenten Silvesterfeier samt Feuerwerk in Sydney.

Mehrere Premierminister sowohl der konservativen Liberalen Partei als auch der Labour Partei mit modernen klimapolitischen Programmen wurden in der vergangenen Dekade von tonangebenden Klimawandelleugnern in Politik, Medien und Kohleindustrie gestürzt.

Katholische Initiativen stehen Betroffenen bei

Einer der einflussreichsten von ihnen war lange Zeit der inzwischen wegen sexuellen Missbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilte ehemalige Erzbischof von Melbourne und später Sydney Kardinal George Pell.

Zuletzt kündigte Premierminister Morrison die Einrichtung einer nationalen Agentur zum Wiederaufbau mit einem Etat von zunächst umgerechnet etwa 1,2 Milliarden Euro an. Auch viele katholische, ökumenische, interreligiöse und weltliche Initiativen stehen den Betroffenen bei.

Mit ihrer "nationalen Initiative" geht die katholische Bischofskonferenz jetzt neue Wege. In der Regel reagierten die Bischöfe auf solche Herausforderungen auf Gemeinde- oder Diözesanebene, sagte Erzbischof Coleridge. "Doch das Ausmaß dieser Krise erfordert eine nationale Reaktion der gesamten Kirche, um das Geschehen vor Ort zu ergänzen und zu koordinieren", so Coleridge. Der Erzbischof von Brisbane betonte auch: "Eine wahrhaft katholische Antwort auf eine Krise dieser Größenordnung muss Kraft aus dem Gebet schöpfen, das zu konkretem und mitfühlendem Handeln anregt."


Quelle:
KNA