Sondergesandter des Papstes nach Moskau gereist

"Wege für einen gerechten Frieden finden"

Trotz der unübersichtlichen Lage in Russland geht die Friedensmission des Papstes für die Ukraine weiter. Sein Sondergesandter ist am Dienstagabend in Moskau angekommen und will dort zu "Gesten der Menschlichkeit ermutigen".

Autor/in:
Von Anita Hirschbeck
Blick auf Moskau / © Baturina Yuliya (shutterstock)

Kardinal Matteo Zuppi, der Friedensbeauftragte von Papst Franziskus für den Ukraine-Krieg, reist nach Russland. Am Dienstagabend kam er in Moskau an, wie Italiens öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Rai vom Vatikan-Botschafter in der russischen Hauptstadt erfuhr. 

Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und dem Heiligen Stuhl

Am Mittag hatte der Heilige Stuhl mitgeteilt, dass Zuppi am Mittwoch und Donnerstag einen Besuch in Moskau absolvieren wird. Sein Ziel sei es, "zu Gesten der Menschlichkeit zu ermutigen". Diese sollen dazu beitragen, die "tragische aktuelle Situation" zu lösen und "Wege für einen gerechten Frieden" zu finden.

Kardinal Matteo Zuppi / © Alvise Armellini (dpa)
Kardinal Matteo Zuppi / © Alvise Armellini ( dpa )

Zuppi werde von einem Beamten des vatikanischen Staatssekretariats begleitet. Laut Vatikan-Botschafter wird er am Donnerstag eine Messe in der Moskauer Kathedrale feiern. Weitere Programmpunkte wurden zunächst nicht bekannt.

Der Kardinal war am 6. und 7. Juni in die Ukraine gereist. In Kiew sprach er unter anderem mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und übergab ihm einen Brief des Papstes. Im Mittelpunkt der Begegnung stand laut Präsidentenkanzlei die Lage im Land sowie eine Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und dem Heiligen Stuhl bei der Umsetzung einer ukrainischen Friedensformel.

Bischöfe rufen zum Gebet auf

Selenskyj betonte bei dieser Gelegenheit, dass eine Waffenruhe und das Einfrieren des Konflikts nicht zum Frieden führen würden. Stattdessen sprach er sich für einen globalen Friedensgipfel aus und rief den Vatikan auf, zur Umsetzung des ukrainischen Friedensplans beizutragen.

Die Italienische Bischofskonferenz rief am Dienstag zum Gebet für die Reise ihres Vorsitzenden auf. "Wir hoffen, dass diese neue Initiative dazu beitragen kann, einen gerechten Frieden zu erreichen", hieß es.

Paolo Pezzi, Erzbischof von Moskau / © Harald Oppitz (KNA)
Paolo Pezzi, Erzbischof von Moskau / © Harald Oppitz ( KNA )

Der katholische Erzbischof in Moskau, Paolo Pezzi, begrüßte die Initiative. Bei dem Besuch werde es vor allem um Kriegsgefangene und Geflüchtete gehen, vermutete Pezzi laut der italienischen katholischen Presse-Agentur Sir. Angesichts der neuesten Entwicklungen brauche es noch dringender Frieden. Vergangenen Samstag waren bewaffnete Einheiten der Söldnerarmee Wagner Richtung Moskau gezogen.

Vatikan will Spannungen abbauen

Zuppi, der auch Erzbischof von Bologna ist, war Ende Mai vom Papst zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt worden. Deren Ziel ist es, Spannungen zwischen Kiew und Moskau abzubauen und Wege zum Frieden aufzuzeigen. Der 67-Jährige ist eng mit der Gemeinschaft von Sant'Egidio verbunden, die für den Vatikan schon wiederholt in delikaten Vermittlerfunktionen bei internationalen Konflikten tätig war.

Eine baldige Moskau-Reise hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Ab dem 15. Juni war der Außenamtsleiter des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij, zu einem Arbeitsbesuch in Rom. Dort traf er den Papst, hochrangige Vatikan-Vertreter und zwei Leitungspersonen von Sant'Egidio.

Wegen seiner Unterstützung für Russlands Krieg steht das orthodoxe Moskauer Patriarchat massiv in der Kritik. Kirchenoberhaupt Kyrill I. ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Kardinal Krajewski in der Ukraine

Unterdessen befindet sich der Sozialbeauftragte des Papstes abermals in der Ukraine. Kardinal Konrad Krajewski ist am Dienstag in Cherson eingetroffen, wie das Online-Portal Vatican News berichtete. Der Geistliche habe persönlich einen Lastwagen mit Spenden und Medikamenten in die Region um den gesprengten Kachowka-Staudamm gefahren. Der Kardinal will nach zwei Tagen in Richtung Kiew aufbrechen. Es ist seine sechste Ukraine-Reise im Auftrag des Papstes.

Außergewöhnlicher Papst-Appell für Ende des Ukrainekriegs

Mit einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus zu einem Ende des Ukrainekriegs aufgerufen. Anstelle der üblichen Auslegung des Evangeliums widmete das Kirchenoberhaupt seine Sonntagsansprache auf dem Petersplatz dem Krieg in der Ukraine. Eine ähnliche Änderung des Ablaufs hatte es zuletzt 2013 gegeben. Damals forderte Franziskus ein Ende der Kämpfe in Syrien.

Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )
Quelle:
KNA