Sozialethiker fordert Regeln für Künstliche Intelligenz

"Das wäre das Ende von Seelsorge"

Der Kölner Sozialethiker Elmar Nass verlangt internationale Regeln im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Dadurch solle "eine KI-basierte Abschaffung von Würde und Demokratie" verhindert werden, so Nass gegenüber einem Online-Magazin.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz ( shutterstock )
Prof. Dr. Dr. Elmar Nass (privat)
Prof. Dr. Dr. Elmar Nass / ( privat )

Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst Nass zufolge derzeit alle Lebensbereiche stark: "Sie stellt ärztliche Diagnosen, prägt Meinungsbildung, schafft effiziente Arbeitsprozesse, übernimmt die militärische Zielbestimmung von Waffen, zeigt humanoide Gefühle in Robotern, entwirft Predigttexte, sprachliche Übersetzungen oder ganze Doktorarbeiten."

KI dürfe in allen Lebensbereichen aber nur ein Hilfsmittel sein, erklärte der an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) lehrende Professor im Online-Magazin des Erzbistums Köln. "Die letzte Entscheidung muss stets beim Menschen liegen."

"Starke Technikethik und Forscher mit einem entsprechenden Ethos"

Nass forderte "eine starke Technikethik und Forscher mit einem entsprechenden Ethos". An Universitäten müsse es eine ethische Bildung geben - vor allem in technischen Fächern.

Positiv bewertet der Sozialethiker den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vor allem in der Pflege und Medizin. So könnten durch KI-basierte Hilfen Operationen erfolgreicher durchgeführt und Diagnosen schneller gestellt werden. Allerdings drohten auch in diesen Bereichen einige Risiken, die die Menschenwürde gefährdeten, etwa wenn Ärzte KI unreflektiert einsetzten. Der von KI behandelte Patient könnte auf eine komplexe Ansammlung von Daten reduziert werden. "Doch der Mensch ist mehr als das", betonte der Theologe.

Kritik an mit KI erzeugter "Künstlicher Moral"

Weiter warnte er davor, dass durch KI die Kreativität etwa in Bildung, Kunst und Wissenschaft verloren gehe. So kritisierte er eine mit KI erzeugte "Künstliche Moral". Dabei werde eine beste Vorstellung von Sinn, Leben und Gerechtigkeit vorgegaukelt.

"Das wäre das Ende von Seelsorge"

Der Einsatz von KI in der Seelsorge ist laut Nass dann problematisch, wenn technisch erzeugte Vorlagen für Predigten oder Seelsorgegespräche kritiklos übernommen werden. Denn berechnete Floskeln würden Gott und seiner Botschaft nicht gerecht. "Das wäre das Ende von Seelsorge."

Künstliche Intelligenz sortiert durch mathematische Formeln eingespeiste Informationen und kalkuliert dann die wahrscheinlichste Lösung für ein Problem. KI-basierte Maschinen können auch bereits gesammelte Informationen auf neue Probleme anwenden.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA