Sozialpfarrer Meurer verteidigt und kritisiert Woelki

"Eine ehrliche Haut"

Als Pfarrer in zwei Kölner Brennpunkt-Stadtteilen fühlt er immer wieder Kirche und Politik auf den Zahn. Im neuen Buch des bekannten Sozialpfarrers Franz Meurer finden sich zudem einige Sätze in Richtung seines Chefs, Kardinal Woelki.

Pfarrer Franz Meurer / © Harald Oppitz (KNA)
Pfarrer Franz Meurer / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer (72) verteidigt und kritisiert seinen Chef Rainer Maria Woelki. "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der Kardinal eine ehrliche Haut ist", schreibt Meurer in seinem neuen Buch mit Blick auf die Ermittlungen gegen den Erzbischof wegen des Verdachts auf Meineid und falscher eidesstattlicher Versicherungen. 

Auch habe sich Woelki intensiv um die Missbrauchsaufklärung bemüht, so Meurer. Zugleich wirft er dem Kardinal vor, aufgelaufene Konflikte juristisch lösen zu wollen. Damit zerstöre er Vertrauen.

Wegen Aufarbeitung von Missbrauch in der Kritik 

Woelki steht wegen der Missbrauchsaufarbeitung in der Kritik. Mehrere Klagen gegen die "Bild" Zeitung hat er inzwischen aber überwiegend gewonnen, weil die Zeitung einige ihrer Behauptungen über seinen Umgang mit Missbrauchsfällen nicht beweisen konnte. 

Seine Positionen untermauerte der Kardinal, indem er eidesstattliche Versicherungen abgab und Aussagen vor Gericht beeidete. 

Aufgrund von Anzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Falschaussagen. Ergebnisse wurden vage für den Herbst in Aussicht gestellt.

Fragwürdiger Weg über Recht und die Gerichte

"Aus meiner Sicht ist es der Weg über das Recht und die Gerichte, der das Vertrauen zerstört", schreibt Meurer in seinem am Montag erschienenen Buch "Brandmeister Gottes" (Verlag Herder)

Kardinal Rainer Maria Woelki (2.v.l.) bei einem Gespräch mit dem Kölner Pfarrer Franz Meurer (r.), Archiv 2015 / © Jörg Loeffke (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki (2.v.l.) bei einem Gespräch mit dem Kölner Pfarrer Franz Meurer (r.), Archiv 2015 / © Jörg Loeffke ( KNA )

"Er will das Beste, macht aber das Falsche. Er will Recht behalten, auch wenn das Vertrauen in die Kirche verdunstet." Heutzutage baue sich Vertrauen für die meisten Menschen jedoch anders auf als über Recht und Urteile: über Beziehungen, Solidarität und Gemeinschaft.

Wie Woelki wuchs Meurer in der von einem Pfarrer initiierten Kölner Bruder-Klaus-Siedlung auf, in dem in der Nachkriegszeit Ausgebombte, Kriegsrückkehrer- und -flüchtlinge einen Lebensort fanden. 

Als katholischer Pfarrer in zwei von Armut gekennzeichneten Kölner Stadtvierteln setzt sich Meurer seit Jahrzehnten für Arme und Arbeitslose ein, so auch in seinem neuen Buch. Themen sind dort neben der Sozial-, Wirtschafts- und Klimapolitik auch die aktuelle Lage der Kirche sowie die Frage nach der Existenz Gottes und einem Leben nach dem Tod.

Blick auf Wähler rechter Parteien

Unter der Überschrift "Die Übersehenen" befasst sich Meurer auch mit der Frage, warum rechte Parteien wie die AfD zunehmenden Zulauf erhalten. Viele Menschen lebten in prekären Verhältnissen und sähen sich nicht wahrgenommen. "Dann wählen sie in Frankreich Le Pen, weil sie sich im rechten Lager irgendwie beachtet fühlen und als Franzosen aufgewertet. In Deutschland erfüllt das die AfD."

Aufgabe der demokratischen Parteien sei es, die Lebenssituation der "Kleinen Leute" in den Blick zu nehmen.

Franz Meurer

Franz Meurer wurde 1951 in Köln geboren. Er studierte Sozialwissenschaften und katholische Theologie; 1978 wurde er zum Priester geweiht. Von 1978 bis 1982 war er Kaplan in der Kölner Pfarrei St. Agnes, dann in St. Kosmas und Damian in Pulheim und zuletzt Kreis-Jugendseelsorger im Rhein-Sieg-Kreis.

Seit 1992 ist er Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in den Stadtteilen Vingst und Höhenberg, die als "Problemviertel" gelten: Dort leben rund 23.000 Menschen, von denen knapp 4.000 Sozialhilfe erhalten; jeder Dritte ist Ausländer.

Franz Meurer / © Smilla Dankert (Erzbistum Köln Presse)
Quelle:
KNA