Spanien will Untersuchung von Missbrauchsfällen in Kirche

Einigung im Parlament

Spaniens Parlament hat am Donnerstag mit großer Mehrheit die Einrichtung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beschlossen.

Spaniens Parlament beschließt unabhängige Expertenkommission  / © Eduardo Parra/EUROPA PRESS (dpa)
Spaniens Parlament beschließt unabhängige Expertenkommission / © Eduardo Parra/EUROPA PRESS ( dpa )

Geleitet werden soll die Expertenkommission vom spanischen Ombudsmann. Die Initiative der regierenden Sozialisten (PSOE) von Ministerpräsident Pedro Sanchez und der baskischen Nationalisten (PNV) wurde von fast allen Parlamentsfraktionen außer der rechtspopulistischen Vox-Partei unterstützt.

Bereits zuvor hatte der linke Regierungspartner Unidas Podemos zusammen mit den in Katalonien regierenden Linksrepublikanern ERC sowie der baskischen EH Bildu beantragt, Fälle sexualisierter Gewalt durch eine parlamentarische Kommission überprüfen zu lassen.
Schließlich einigten sich die Parteien allerdings auf eine unabhängige Expertenkommission; zugleich wird Betroffenen als Kompromiss auch die Möglichkeit gegeben, öffentlich vor dem Parlament auszusagen.

Bischöfe wollen mit Gremium zusammenarbeiten

Neben Psychologen und weiteren Fachleuten sollen der Untersuchungskommission auch Vertreter von Betroffenenorganisationen angehören. Obwohl sich Spaniens Bischofskonferenz lange gegen eine unabhängige Untersuchungskommission gewehrt hatte, kündigte deren Vorsitzender, Kardinal Juan Jose Omella, am Donnerstag nach einem Treffen mit Präsidialminister Felix Bolanos Bereitschaft der Kirche an, mit dem Gremium zusammenzuarbeiten.

Der politische Druck und die gesellschaftlichen Debatten über rund um das Thema wurden zu Jahresbeginn durch einen Bericht der Zeitung "El Pais" ausgelöst. Reporter übergaben Papst Franziskus einen 385 Seiten umfassenden Bericht mit den Rechercheergebnissen. Demnach gab es in den vergangenen 30 Jahren mindestens 945 Missbrauchsfälle in Spaniens Kirche. Der Papst forderte die Bischöfe zur Klärung der Fälle auf.

Spaniens Parlament stimmt für Kommission zu Missbrauch

Spanien hat Anfang Februar 2022 den Weg für die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zum sexuellen
Missbrauch in der katholischen Kirche freigemacht. Ein entsprechender Antrag der drei linken Parteien Podemos, ERC und EH Bildu wurde mit breiter Mehrheit angenommen. Lediglich die konservative PP und die rechtspopulistische Vox-Partei stimmten dagegen.
Hintergrund der Initiative ist die Aussage der Spanischen Bischofskonferenz, anders als in Deutschland, Frankreich und anderen EU-Ländern keine unabhängige Kommission mit der Untersuchung betrauen zu wollen.

Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool (dpa)
Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool ( dpa )
Quelle:
KNA