Spaniens Kirche legt Plan für Missbrauchsentschädigung vor

"Ganzheitliche Wiedergutmachung"

Nach monatelangen Beratungen haben die katholischen Bischöfe in Spanien am Dienstag einen Entschädigungsplan für Betroffene von sexuellem Missbrauch beschlossen. Dieser sieht eine "ganzheitliche Wiedergutmachung" vor.

Carlos Osoro, Kardinal und emeritierter Erzbischof von Madrid, und Juan Jose Omella, Präsident der Bischofskonferenz von Spanien  / © Fernando Sánchez (dpa)
Carlos Osoro, Kardinal und emeritierter Erzbischof von Madrid, und Juan Jose Omella, Präsident der Bischofskonferenz von Spanien / © Fernando Sánchez ( dpa )

Er umfasst psychologische, soziale, spirituelle und finanzielle Aspekte. Damit sollen auch jene Opfer entschädigt werden, deren Fälle strafrechtlich verjährt sind oder aus anderen Gründen von der Justiz nicht geahndet werden können.

Dies stellt - nach anhaltendem öffentlichen und politischen Druck - eine Wende dar. Bisher hatte die Kirche in Spanien Entschädigungszahlungen in der Regel erst nach entsprechenden Gerichtsurteilen geleistet.

Spezielles Gremium soll Plan umsetzen

Für die Umsetzung des nun final beschlossenen Plans soll ein spezielles Gremium eingerichtet werden. Aufgabe dieser Stelle wird es sein, jeden Fall einzeln zu prüfen, um individuelle Lösungen zu finden. Die Kommission bestehend aus kirchlichen, juristischen und medizinisch-forensischen Experten kann einen Vertreter der Opfer an den Beratungen beteiligen, muss dies aber nicht zwingend tun.

"Was wir heute verabschiedet haben, ist kein rechtsverbindliches Dekret, das Bistümer und Orden bindet", stellte der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Argüello, klar. Es gehe vielmehr darum, einer "moralischen Verpflichtung" gerecht zu werden.

Spaniens Parlament stimmt für Kommission zu Missbrauch

Spanien hat Anfang Februar 2022 den Weg für die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zum sexuellen
Missbrauch in der katholischen Kirche freigemacht. Ein entsprechender Antrag der drei linken Parteien Podemos, ERC und EH Bildu wurde mit breiter Mehrheit angenommen. Lediglich die konservative PP und die rechtspopulistische Vox-Partei stimmten dagegen.
Hintergrund der Initiative ist die Aussage der Spanischen Bischofskonferenz, anders als in Deutschland, Frankreich und anderen EU-Ländern keine unabhängige Kommission mit der Untersuchung betrauen zu wollen.

Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool (dpa)
Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool ( dpa )
Quelle:
KNA