Spielemesse in Essen öffnet für Besucher

Würfeln, bis der Arzt kommt

Spielfiguren aus dem Eisschrank, Preisträger und Branchenneulinge – die "Spiel '18" in Essen ist Ziel für Spielebegeisterte und Hersteller gleichermaßen. Das vorausgesagte Ende der analogen Spielewelt ist nicht in Sicht.

Eingang zur Messe in Essen / © Lisa Konstantinidis (KNA)
Eingang zur Messe in Essen / © Lisa Konstantinidis ( KNA )

Würfeln, knobeln, taktieren - wer auf der weltgrößten Messe für analoge Spiele, der "Spiel '18", am Spielbrett sitzt, kann nur gewinnen. Denn in Essen haben Anhänger des gepflegten Spieleabends momentan die Chance, eine Vielzahl von Brett-, Würfel-, und Kartenspielen auf Spaßfaktor, Schwierigkeitsgrad und Spannung zu testen.

Das Motto der inzwischen 36. Spielemesse: noch größer, noch internationaler. Die Veranstaltung spiegelt damit auch das Wachstum und die steigende Beliebtheit von analogen Spielen wider, heißt es: "Es tut sich was in der Branche", fasst der Vorsitzende des Branchenverbandes "Spieleverlage", Hermann Hutter, die Entwicklung zusammen. Der Verbund der wichtigsten Spieleverlage im deutschsprachigen Raum vermeldete für die ersten acht Monate des laufenden Geschäftsjahres ein Wachstum von insgesamt 16 Prozent.

"Goldenes Zeitalter" der Brett- und Kartenspiele

Dominique Metzler organisiert seit vielen Jahren die Essener Spielemesse für den Friedhelm Merz Verlag und spricht von einem "goldenen Zeitalter" der Brett- und Kartenspiele. "Früher galten Spielebegeisterte als Geeks und Nerds. Heute ist das anders, das Hobby erfährt mehr Anerkennung", erklärt sie.

Die Zahl der Besucher und Aussteller unterstützt diese These. Rund 1.150 Aussteller aus 50 Ländern zeigen von Donnerstag bis Sonntag ihre Produkte und Ideen. Damit sind 50 Aussteller mehr auf der Messe vertreten als noch im Vorjahr. Verlage aus Korea und Taiwan sind dabei, ebenso britische und französische Hersteller. Zum ersten Mal sind Spiele von 15 indonesischen Autoren zu sehen. Auch die Besucherzahlen sprechen für sich: 2015 kamen rund 162.000 Spielebegeisterte nach Essen, im vergangenen Jahr waren es 182.000 Besucher.

Auch kleine Entwickler

Die Messegäste erwartet unter anderem das Gewinnerspiel des Preises "innoSpiel", der am Mittwoch an Olivier Mahy für sein Wettlaufspiel "Cool Runnings" vergeben wurde (Verlag Ravensburger). Die Auszeichnung wird seit 2017 vom Friedhelm Merz Verlag in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen an besonders innovative Spielkonzepte verliehen. Die Herausforderung für die Spieler besteht bei "Cool Runnings" darin, ihre Spielsteine samt einem Eiswürfel mit Hilfe von Handkarten ins Ziel zu befördern. Die Eiswürfel müssen dabei gegnerische Attacken in Form von einer Prise Salz, einem Wasserbad oder Körperwärme verkraften - und dürfen im Ziel noch nicht vollständig geschmolzen sein.

Auf der "Spiel '18" finden sich nicht nur große Verlage und bekannte Spiele, sondern auch kleine Entwickler, die neu in die Branche einsteigen. Der Verlag "Adve Runde" von Lars Stock ist gerade einmal drei Wochen alt und präsentiert sich in Essen unter anderem mit dem Spiel "Dunkel Runde". Autor und Entwickler Stock folgt mit seinem Konzept dem Trend des kooperativen Spielens, den auch die Veranstalter der Spielemesse wahrnehmen. Die klassische Konkurrenz zwischen Spielern entfällt dabei; es gilt, das Spiel selbst als Team zu schlagen.

"Ich möchte bei den Kindern etwas bewirken"

"Dunkel Runde" ist für Kinder ab sechs Jahren konzipiert und beginnt mit der Erzählung eines Märchens. Dieses erklärt spielerisch die Geschichte, das Ziel und auch die Regeln des Brettspiels – und wurde vom Autor eigens dafür geschrieben. Raubritter treiben ihr Unwesen auf dem Spielfeld und werden zur Strafen von einem Baumgeist in Nebelgeister verwandelt. Nur eine Schar Kinder kann die verfluchten Ritter erlösen.

"Ich wollte nicht, dass es in meinem Spiel um Geld oder Ländereien geht", erklärt Lars Stock seine Idee. "Ich möchte bei den Kindern etwas bewirken, sie sollen gemeinsam Hindernisse im Spiel überwinden und zusammenarbeiten." Ihm ging es auch darum, ein Spielerlebnis zu schaffen, bei dem kein Spieler zurückbleibt oder aus dem Spiel geworfen wird.

Ohne die Messe in Essen wäre das Projekt "Dunkel Runde" in seiner jetzigen Form vielleicht nicht entstanden. Schließlich lernte Stock dort im letzten Jahr die Künstlerin Lara Schilling kennen, die sein kreisförmiges Spielbrett mit Aquarellfarben illustrierte.


Quelle:
KNA