Sie sei inzwischen zwar tief im kirchlichen System, stolpere aber trotzdem bei vielen Dingen. Oft seien es sprachliche Hürden, sagte Heinrich der Wochenzeitung "Die Zeit".
Die 25-jährige Philosophie-Studentin ist seit Anfang Mai die Chefin des evangelischen Kirchenparlaments und gehört damit zum Leitungspersonal der Kirche. "Wenn wir eine Bibelstelle heranziehen, müssen wir auch sagen, was drinsteht und was uns das bedeutet.» Sie möge sich "nicht damit zufriedengeben, dass jemand seine Botschaft los wird, ich will, dass die bei mir ankommt".
Mit Blick auf Wortmeldungen in kirchlichen Gremien fügte die Präses hinzu: "Wenn jetzt in einer Sitzung jemand zum x-ten Mal eine Bibelstelle rüberwirft und sagt, 'bei Johannes 16,8' - dann sage ich: Stopp, was genau steht in 16,8?" Sie halte die rationale theologische Ebene der Kirche für wichtig, wenn man aber auf dieser bleibe, gehe "manchmal etwas verloren", so Heinrich. "Die Kirche muss sagen: Was heißt das für unser Handeln? Und für unseren Herzensglauben?"
Bei ihr zu Hause sei nicht gebetet worden, erzählte sie. "Mir hat als Kind keiner eine Kinderbibel vorgelesen. Ich frage immer sehr viel nach, will die Sachen wirklich verstehen." Heinrichs Vater ist Lkw-Fahrer, ihre Mutter technische Zeichnerin. Seit ihrer Wahl zur Präses habe sie viele Interviews gegeben. Sie kriege dafür auch das Feedback ihrer jüngeren Schwestern, die ihr sage, "was cool war und was nicht".
Vielfältige Prägungen
Heinrich ist in Nittenau, 30 Kilometer südlich von Regensburg, aufgewachsen, sie studiert derzeit im Master "Digital Humanities" an der Uni Regensburg. Sie habe schon in einer Kneipe gearbeitet, als Badeaufsicht im Freibad und als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für katholische Theologie. "Man muss nicht weit weg, um vielfältig geprägt zu werden", sagte sie.
Zu ihrer neuen Rolle an der Spitze des Kirchenparlaments sagte sie: "Ich bin unverzagt - und ich habe das Gefühl, das kommt an und wird zurzeit gebraucht."