65,3 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht, mehr als je zuvor. Darunter auch viele Frauen. Sie würden aber oft nicht wahrgenommen, so Schwester Lea Ackermann, die Gründerin von Solwodi (Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not). "Es wird immer so gesagt: Es kommen ja gar keine Frauen!", ärgert sich Sr. Ackermann. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Männer vorreisten, um einen Platz zu suchen und dann die Frauen teilweise mit Kindern nachreisten.
Verdrängung allein stehender Frauen auf der Flucht
Auf ihrer Reise gerieten Frauen immer wieder in Bedrängnis oder räumten freiwillig ihren Platz. "Ich hatte Kontakt mit einer Frau, die hatte zuerst einen eigenen Raum. Dann kam ein junger Mann mit seiner Frau und wollte dazu ziehen. Das wollte die alleinstehende Frau nicht – und nun schläft sie auf dem Gang", berichtet Schwester Lea Ackermann.
In besonders schlimme Fälle führe die Schutzlosigkeit der Frauen zu Vergewaltigungen, mahnt Ackermann. Aus Scham würden die Übergriffen aber oft verschwiegen. Sie fordert in Flüchtlingsaufnahmestätten, gesonderte Verhöre von Frauen mit weiblichen Ansprechpartnerinnen. Allein reisende Frauen oder allein reisende Frauen mit Kindern sollten getrennt von Männern untergebracht werden.
Außerdem spricht sich Schwester Ackermann für "frauenspezifische Asylgründe" aus, zum Beispiel für Frauen, die aus Gewaltbeziehung fliehen und denen bei Rückkehr der Tod durch Familienangehörige droht.